Review Rock

Various Artists

Eins Und Zwei Und Drei Und Vier

Bureau B • 2021

Noch eine Compilation zu NDW? Beim flüchtigen Durchlesen der Namen könnte man zunächst den Eindruck gewinnen, dass »Eins und Zwei und Drei und Vier« nicht unbedingt neue Einsichten aus dieser Zeit des Musizierens in der Bundesrepublik bringt: Der Plan Palais Schaumburg, Andreas Dorau und Foyer des Arts kennen halbwegs geneigte Hörer halt schon. Andererseits: Wie sieht es aus bei Die Partei? Populäre Mechanik? Die Fische? Carambolage? Zugegeben, Freunde des Labels Bureau B könnten der einen oder anderen dieser Bands schon einmal begegnet sein. Doch auch so hat diese Zusammenstellung mit »Experimenteller Pop-Musik« aus der ersten Hälfte der Achtziger einige Überraschungen zu bieten. Wer etwa kennt von Andreas Dorau noch »Sandkorn« mit seinem rumpeligen Calypso-Rhythmus und den heute vermutlich nicht mehr so ohne weiteres machbaren Textzeilen »Sie trägt einen roten Büstenhalter / Ich wär‘ gern ein Zitronenfalter«? Der Akzent liegt insgesamt auf »experimentell«, nicht allein bei den Wortzusammenstellungen, auch die Klänge bevorzugen das Selbstgemacht-Struppige gegenüber dem Polierten. Neben obskuren Nummern wie »Sentimental« von Träneninvasion finden sich dabei Klassiker wie Conrad Schnitzlers surrealer Electro-Pop »Auf dem schwarzen Kanal« die Post-Kraftwerk-Romantik von Deutsche Wertarbeit mit »Guten Abend, Leute« oder der martialische »Angriff aufs Schlaraffenland« der zu Unrecht vergessenen NDW-Band Die Radierer. Und wer »Eine Königin mit Rädern untendran« von Foyer des Arts nicht mag, ist doof.