Während die erste Fläche erscheint, der Bass angeschlagen wird und sich die Stimmung von gefährlich über eerie zu beschwingt wandelt, grübelt man immer noch über den Namen dieser Compilation. Ghost ohne H? Weil es im Griechischen kein H gibt? »GOST« wie »Greek Original Soundtrack«? Keine Ahnung. Schon bald ist das nämlich gar nicht so wichtig, weil sich der Opener »Parados« von Thesia aufmacht, in die Gefilde des Unbewussten und luzide Träumereien vorzudringen. Es soll nicht das letzte Mal auf dieser Gatefold-Doppel-LP-Compilation bleiben, dass man sich in einem ambienten Nebelfeld wiederfindet. Manchmal eben gruselig, unheimlich oder traurig: Gemein ist den 17 Stücken ein malerischer Gestus. Das mag wahrscheinlich an ihrer Funktion liegen, denn Yannis Veslemes hat für Into The Light eine faszinierende Schau an Soundtracks zusammengestellt, die vergeblich ihresgleichen sucht. Während in Deutschland der Neue Deutsche Film sein Unwesen trieb, war man auch in Griechenland nicht ganz untätig : Eine Ära, die sowohl giallo-eskes Genre à la Suspiria wie auch strukturellen Arthouse hervorbrachte. Dazu passend natürlich auch ein Sounduniversum, das Veslemes – selbst Musiker und Filmemacher – hier einfängt. Wer sich etwa gefragt hat, wer die Vorgänger eines Yorgos Lanthimos sind und wie diese geklungen haben mögen, ist hier verdammt richtig. In aufwendigen Linernotes wird dann jeweils noch der Zusammenhang eines jeden Soundtracks erklärt. Hochwertiger wird’s nimmer. Da ist dann auch gar nicht mehr so wichtig wofür die vier Buchstaben »GOST« nun wirklich stehen.
Bartosz Kruczyński & Poly Chain
Pulses
Into The Light