Als Reaktion auf westliche Klänge und den Wunsch, die eigenen Wurzeln musikalisch auszudrücken, entwickelte sich Ende der 1960er Jahre an den Universitäten von Tokio, Kyoto und Osaka eine japanische Form der Folkmusik. Haroumi Hosono (Yellow Magic Orchestra) und andere Vorreiter prägten dabei einen psychedelischen Acid Folk, indem sie mit der japanischen Sprache und traditionellen Formen experimentierten. Das britische Label Time Capsule präsentiert nun diese vielfältigen Einflüsse, von Dadaismus bis zu spirituellen Elementen in Form der Compilation »Nippon Acid Folk 1970-1980«.
Die insgesamt acht Songs bewegen sich zwischen klassischem US-Westcoast-Psychedelic und neuen Transformationen aus der eigenen musikalischen Heimat. Das Stück »Kaze Wo Atsumete« (Gather The Wind) der Band Happy End beispielsweise war bereits 2003 auf dem Soundtrack des Films »Lost in Translation« zu hören und zeigt, wie zeitlos japanischer Folk aus vergangenen Zeiten in moderne Welten passen kann. Hervorzuheben ist auch Hiroki Tamaki, ein klassisch ausgebildeter Geiger, der seine Faszination für göttliche Klänge in seine Synth-Prog Odysseen einfließen lässt. »Nippon Acid Folk« umfasst das Jahrzehnt von 1970 bis 1980 und knüpft damit an eine Ära an, in der die politischen und spirituellen Träume der sechziger Jahre zerbrachen. Letztlich spiegeln die Songs die japanische Musikgeschichte wider, die den Grundstein für eine unabhängige Musikindustrie legte.

Nippon Acid Folk 1970-1980