Nach der kürzlich veröffentlichten »Nippon Acid Folk«-Compilation folgt nun mit »Nippon Psychedelic Soul 1970-1979« der zweite Teil eines Rückblicks auf die japanische Musikszene der 1970er-Jahre beim Label Time Capsule. Und wie eine Zeitkapsel beschwören diese leider nur sieben Songs eine ferne Zeit, lassen die klanglichen Artefakte einen nachspüren, welches gesellschaftliche Klima damals wohl herrschte, als die japanische Jugend sich sowohl von den alten Traditionen der Heimat als auch vom erdrückenden Einfluss der US-amerikanische Kulturindustrie zu befreien versuchte. Haroumi Hosono kombinierte mit seiner Band Happy End als Erster japanische Lyrics mit den verzerrten Gitarren und dem typischen Orgel-Sound des Psychedelic Rock der ausgehenden 60ies. So heavy wie sein »Haruyo Koi« ist dann hier auch kein weiteres Stück. Der Rest orientiert sich mit zurückgelehnten Grooves, vollen Bläsersätzen und süßlichen Streichern eher an Philly-Soul oder mit wilden Drums, längeren Soli und mäandernden Songstrukturen an abgespactem Prog-Rock. Statt eine ganze Szene vorzustellen, wird vielmehr aufgezeigt, was damals zwischen Halluzinogenen und Revolte, Science Fiction und Okkultismus in Japans Rock-Untergrund möglich war. Am Ende möchte man gern einen noch tieferen Einblick in diese musikalische Zeitkapsel gewinnen.
Nippon Psychedelic Soul 1970-1979