In der alten Bundesrepublik wurde Punkrock von Gesellschaft, etablierten Medien und Musikkonsumenten größtenteils mit Unverständnis (»Die können ja gar nicht spielen!«) oder kompletter Nichtbeachtung aufgenommen. Punks in der DDR aber hatten dagegen ganz andere Probleme. Punkrock war in der DDR nämlich nicht einfach eine Jugendsubkultur; Punkrock konnte schnell zu einem Verbrechen werden. Die auf dieser Zusammenstellung versammelten Bands waren illegal, sie widersetzten sich allesamt konsequent einer normalerweise üblichen staatlichen Einstufung, hatten deshalb keine Spielgenehmigung und waren dadurch mit Drangsalierungen und schweren Repressionen bis hin zu Haftstrafen konfrontiert. Einige von diesen einem größeren Publikum bisher unbekannten Combos spielten niemals vor einem Publikum, andere nur in einem arg begrenzten, konspirativen Zusammenhang. Die Aufnahmen auf »Too Much Future: Punkrock GDR 1980-1989« sind entweder bei Konzerten oder im Übungsraum mitgeschnitten und klingen dementsprechend sperrig, rau und grob. Die Musik hört sich auch oder auch gerade im Jahre 2020 wild, wütend und aufregend an. Anbei gibt es ein mehr als ausführliches Booklet mit Beschreibungen der damaligen Situation und aller Beteiligten. Zusammen mit der gleichnamigen Ausstellung aus dem Jahr 2005 plus Buch zum selben Thema sowie dem 2007 erschienen Kino-Dokumentarfilm ist es den Machern vom »Too Much Future« ganz wunderbar gelungen, die spannende Geschichte des DDR-Punks ausführlich aufzurollen und für ein größeres Publikum aufzubereiten.
Amyl and the Sniffers
Cartoon Darkness
Rough Trade