Vielleicht assoziieren nicht wenige Wagadu eher mit einem Rollenspiel als mit Grooves. Kein Wunder, denn die »Wagadu Grooves« kursierten vor allem auf Kassetten und digital in der Soninke-Gemeinschaft. Die Soninke gründeten einst das Königreich Ghana, heute leben sie über ganz Westafrika und den Rest der Welt verstreut. Spuren dieser Migrationsbewegungen finden sich in der modernen Soninke-Musik, in der Gaye Mody Camara eine Schlüsselrolle spielt. Mitte der 1970er Jahre zog er nach Paris und baute dort ein wahres Musikimperium auf. Hot Mule macht nun erstmals eine Auswahl seines Schaffens auf Vinyl zugänglich. Anhand dieser wunderbaren Vinyl 2LP ließe sich viel über die Fluidität von Kultur, über die Geschichte Afrikas, aber auch über interkontinentale Migration, über Nationalstaatlichkeit und vieles mehr erzählen. Die jahrhundertealte Geschichte dieser Aufnahmen wird in den Liner Notes ausführlich erzählt und ist auch im Internet nachzulesen. Die Musik selbst erzählt sie. Man findet auf »Wagadu Grooves: The Hypnotic Sound Of Camara 1987-2016« Spuren von Disco und Reggae, aber natürlich auch uralte Rhythmen, Atotune trifft auf traditionelle Instrumente. Wer sich ein wenig mit westafrikanischer Musik beschäftigt hat, mag sich bei Babani Koné an die Stimme der malischen Diva Oumou Sangare erinnert fühlen, in »Boliñaame« von Diaby Doua klingen die rollenden Grooves des Sahel an.
Wagadu Grooves - The Hypnotic Sound Of Camara 1987-2016