Review

Virgo

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Rush Hour • 2010

Wären Eric Lewis und Merwyn Sanders gegen Ende der 1980er Jahre in Ihrer Heimatstadt Chicago bessere Netzwerker gewesen, hätte man die Geschichte der House Music anders schreiben müssen. Neben Larry Heard, Frankie Knuckles, Jesse Saunders, Marshall Jefferson und Adonis wären auch ihre Namen als Säulenheilige der Windy City in die Musik-Annalen eingegangen. Sie waren es nicht. Nichtsdestotrotz hinterließen sie der Nachwelt ein selbstbetiteltes Album, das manche für eines der besten der nun mehr 30 Jahre währenden Geschichte des Jack-Vierviertel-Universum verehren und das dennoch kaum einer gehört zu haben scheint. Warum das so ist, darüber lässt sich mutmaßen und die kommenden Sätze mit Frage- und Ausrufezeichen zugleich beenden. Schon das Cover der von Rush Hour mit allerlei Nachdruck betriebenen Wiederveröffentlichung liefert Indizien: Ein kosmisches, ein visionäres Album, das der Zeit voraus war. Die Tracks zu komplex und ausarrangiert. Keine einfachen Rhythmen, die den simplen aber effektiven Groove vorgeben und per Bass oder Keyboard und tanzbarer Melodie auf den Dancefloor schielen. Vielmehr ein geschlossenes Universum zweier gelernter Musiker in der Welt der einfachen Rythmusmaschinen, die dem Hause Roland eine Note mehr entlockt, das Sequencing durch vielschichtige Live-Improvsierung kompensiert und den Dancefloor mit der Harmonielehre in Einklang bringt.

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