Review

Vladimir Dubyshkin

The Botox Queen

Trip/трип • 2022

Wen Vladimir Dubyshkin mit dem Titel seiner neuen EP meint, wird erst mal sein Geheimnis bleiben. Die fünf Tracks, die schon eine Weile auf den globalen Dancefloors herumgeistern, erscheinen jedenfalls auf Nina Kraviz’ трип Recordings, wie immer monochrom gehalten, in diesem Falle in edlem Mintgrün. Blendet man die politische Gemengelage und das diesbezügliche elendige Rumeiern der Labelchefin aus, hat man mit »The Botox Queen« durchaus seinen Spaß. Dubyshkin gilt nicht umsonst als einer der kreativsten und vielseitigsten Producer überhaupt. Nummer eins, »No Tell Motel«, verquickt einen flotten Beat mit rumorender Bassline, die auf den Floor zwingt, und fährt poppige russische Vocals auf. Das erinnert an Dubyshkins Hit »The Return of the Drunken Son« von 2020 oder an Schackes »Kisloty People«. Mit den schillernden House-Chords schmiedet der Russe Material für Peggy Gou und die neue Trance-Garde gleichermaßen. Ganz ähnlich, nur noch stärker in Richtung Trance-Aktualität tendierend funktioniert auch der düdelige Closer »no ticket to childhood«, der darbende Raver:innen mit Spaßbassline und Fiep-Samples genau dieses ausstellt. „noodle soup« an zweiter Stelle serviert dagegen Breakbeats, britischen Hardcore-Bass und wirre Rave-Stabs, die prädestiniert dafür sind, aus der HÖR-Booth in die Welt zu dröhnen. In der Mitte der EP findet sich mit »paranoid thoughts« noch ein Kuriosum, dass die hyperaktive Bassline, gewissermaßen Dubyshkins Markenzeichen, zumindest auf dieser EP, mit rapide rasselnden Hi-Hats und minimalem Detroit Techno nach Hood’scher Machart kombiniert.