Das hätte man so nicht vermutet. Der russische Produzent Vtgnike hat sein neues Album auf Nicolas Jaars Label Other People veröffentlicht, doch es klingt nicht nach Nicolas Jaar. Oft klingen Releases unter dem Schirm von Nicolas Jaar sehr ähnlich wie die Musik des Produzenten: Filmschnippsel, Rauschen; man könnte es »Downtempo Noir« nennen. »Dubna« ist da anders. Downtempo ist zwar auch dieses Album, die Spielerei und Schnörkel drumherum fallen aber weg. Man hört dem Album an, dass Vtgnike sich einen Namen auf Underground-Parties in Moskau gemacht hat. Vtgnike schnappt sich Versatzstücke aus House, Breakbeat und Techno, reißt ihnen die Klamotten vom Leib, zwingt sie zum Eisbad und stellt sie dann unterkühlt auf die Tanzfläche zurück. Die Beats drücken in ihrer kühlen Härte – mit einem Zwinkern hier und da – sehr gut aus, wie sich Moskau anfühlt. Es war das Ziel von Vtgnike mit dem Album den »kalten und ureigenen russischen Organismus« einzufangen. Das ist ihm gut gelungen. Aber wirkt dieser Organismus stellenweise sehr plump und frei von Gefühl; da liest man lieber ein Buch darüber, als es sich anzuhören. Wenn das Album hier und da ein wenig mehr Vibes von der Datscha in die Instrumentierung gesteckt hätte, hätte ihm das sehr gut getan. So bleibt »Dubna« ein gutes Album. Der kauft lohnt sich erst so richtig durch das großartige Cover-Artwork.
Dubna
