Review

Will Samson

Light Shadows 12"

Karaoke Kalk • 2014

Haben wir nicht langsam genug vom einfühlsamem, mit R’n’B-Elementen versetzten und von zarten Falsettvocals garnierten Lo-Fi-Pop? Den James Blakes und How To Dress Wells dieser Tage? Anscheinend noch nicht. Befindlichkeit steht nach wie vor hoch im Kurs. Allein schon deswegen dürfte es Will Samson noch weit bringen, zumindest ackert er sich mit seinen sanften Tunes stetig zum veritablen Hype hoch. Zwei Alben hat Will Samson bereits veröffentlicht und erst letztes Jahr auf einer EP mit dem House-Produzenten Tom Demac bewiesen, dass seine Stimme selbst treibenden Beats die notwendige Sehnsuchtsnote verpassen kann. »Light Shadows« folgte gegen Ende letzten Jahres als rein digitales Release auf das 2012 bei Karaoke Kalk veröffentlichte Album »Balance« und wird nun vom selben Label auf Vinyl neu aufgelegt. Die darauf zu hörende Musik ist das Ergebnis einer Nahtoderfahrung, die erst in einem Selbstfindungstrip nach Indien resultierte und schlussendlich in einem Berliner Studio endete, wo sich Samson gemeinsam mit Florian Frenzel zum zweiten Mal seit der Arbeit an »Balance« an dessen Gerätepark austobte. Obwohl austoben zu viel gesagt ist: »Light Shadows« kommt eher einem intimen Entschleuningungstrip gleich. Über vier Tracks verrührt Samson Melancholie mit Zuckersüße, lässt die Stimme über entspannt plinkernde Gitarrenmelodien und dezent pluckernde Beats treiben und geht in einer spuligen Gesamtästhetik von Taperauschen und flächigen Chords auf. Abgerundet wird die limitierte 12“ von zwei Remixen: Die Labelmates von Ritornell stutzen »Rusting Giants« zu einer – verhältnismäßig – zackigen Downbeat-Nummer zu und Benoît Pioulard (alias Thomas Meluch) verpasst »Colliding With Oceans« ein verträumtes Ambient-Treatment. Schmeichelhaft-sehnsüchtigen Klangkleinode wie dieses gibt es zuhauf, genug jedoch haben wir davon noch nicht.