Review

Land Observations

Roman Roads IV-XI

Mute • 2012

James Brooks hat als Gitarrist der Postrock-Band Appliance bereits vier Longplayer und drei EPs veröffentlicht. Nebenbei als bildender Künstler tätig, legt Brooks nun seine Aufmerksamkeit in sein Solo-Projekt Land Observations, mit dem er den antiken römischen Verkehrswegen, die sich nach wie vor unter der Oberfläche seiner britischen Heimat verzweigen, nachspüren möchte. Der Musiker verfolgt diesen ästhetischen Ansatz mit repetitiven Gitarrenklängen, akustischen und elektrisch verzerrten, und erwirkt dabei etwas, das auf den sinnbildlichen Roman Roads als Marschmusik funktioniert, aber gleichzeitig das Gegenteil davon ist – egal, ob der jeweilige Track in Formation nach vorne schreitet oder einfach nur zum Schlendern einlädt. Die einzelnen Stücke des Albums sind eher meditative Stimmungsbilder als treibende Kraft, obwohl ein fordernder Grundtenor bei den ausgesprochen reduzierten, ja minimalistischen Kompositionen niemals in den Hintergrund gerät. Dabei gelingen ihm viele Kunstgriffe: Melodik entspringt bei den »Roman Roads« unmittelbar der Rhythmik – sie legt sich nicht darüber, sie schmiegt sich an. Und er generiert Sphärisches, ohne auf flächige Sounds zu setzen. Man kann sich von der Musik einlullen lassen, sie lädt förmlich dazu ein, aber man kann sich nicht nur in ihr treiben, sondern sich auch von ihr antreiben lassen. Sie kann einem als abgeschlossener Komplex erscheinen, sie kann einem aber auch als offenes, fast grenzenloses, überhaupt loses Gebinde gegenübertreten, in dem man sich umsehen und eventuell etwas mitnehmen oder ergänzen kann. Die »Roman Roads« funktionieren auf viele Weise und stimmen dabei immer.