Review

BRZZVLL

Polemicals

Melting Pot Music • 2013

Nein, es fängt jetzt niemand von der guten Zeit an, als ein paar herausragende Künstler in schöner Regelmäßigkeit Jazz revolutionierten und nicht jeder Hansel, der ein paar Töne auf dem Keyboard in der Kunsthochschule rausquetschte, sich in eine Reihe mit Miles Davis stellen konnte. Doch trotzdem wecken BRZZVLL solche Erinnerungen, dabei bespielen sie ja auch noch ziemlich zuverlässig Funk, Soul und Weltmusik auf »Polemicals«. Tracks wie »Ageing Pains« lassen abgekühlte Bläser über einen Groove laufen, bis sich die Melodie im Kreis dreht und langsam absackt. Und selbst wenn es ein wenig hektischer wie in »Kevin« zugeht, behält die sechsköpfige Band aus Antwerpen die Ruhe. Trotz mehrerer Brüche im Track nehmen sie ihm nicht den Fluss, sondern biegen Melodie und Rhythmus, um die Kurve zu kriegen. Funk und Afrobeat stecken sehr oft in den Takten, während sich die Schallbecher und der Bass darüber im Wechselspiel befinden. Dabei mühen sich BRZZVLL nicht mutwillig ab, ihren Sound irgendwie fordernd oder anstrengend kommen zu lassen. Sie schaffen eine Atmosphäre, greifen ihre Muster und Ideen konsequent auf und bauen sie aus. Spiel nicht das, was da ist, sondern die Töne, die nicht da sind. BRZZVLL finden genau den richtigen Weg zwischen Verkopfheit und Groove. Ja, es ist eine gute Zeit mit »Polemicals«. Sogar eine ziemlich gute.