Review

Solis Lacus

A Special Radio TV Record – No.15

Sdban • 2022

Mit Solis Lacus hatte der belgische Pianist Michel Herr 1974 eine Art All-Star-Band der belgischen Jazzszene um sich geschart. Darunter den Trompeter Richard Rousselet und den Schlagzeuger Bruno Castelluci, beide seinerzeit Mitglieder von Marc Moulins (später übrigens ein Drittel von Telex) Jazz-Funk-Band Placebo. Dies ist ihr einziges Album, 1975 auf Best Sellers erschienen. Sdban Records veröffentlicht nun eine Reissue im Cover des historischen Vorab-Releases, das einstmals beim Library-Label Selection in der Reihe »A Special TV Radio Record« erschien. Originale aus den Siebzigern werden im hohen zweistelligen Bereich gehandelt. Komplettiert wurde das Quintett durch Saxofonist Robert Jeanne und Nick Kletchkovsky am E-Bass, in »Peace Please« und »Remake« ist Félix Simtaine anstelle von Castelluci als polyrhythmisch swingender Taktgeber zu hören. Generell domiert indes der Groove. Solis Lacus halten sich also in genau dem Grenzgebiet auf, dass als Fusion zum Genre wurde. Elektrifizierung stellt ein wesentliches Element dar, oft ist Herr an Keyboards zugange, am häufigsten an den Fender Rhodes. Herbie Hancocks »Headhunters« und Weather Report sind als Referenzkoordinaten dieser Klangreise klar erkennbar. In »Utopic Cities« trifft Rousselet exakt den Freddie-Hubbard-Ton, der die smoothe Seite der Siebzigerjahre abbildet. Überhaupt klingt hier vieles so überlegen arrangiert und souverän gespielt, dass es der dezenten Farbregie der CTI-Produktionen von Creed Taylor in nichts nachsteht. Nachgerade unverschämt souverän.