Review

Michel Magne

Musique Tachiste

Cacophonic • 2013

Vor 29 Jahren starb Michel Magne in einem Hotel in der Nähe von Paris. Er nahm sich selbst das Leben. Zeitlebens hat Magne für zahlreiche Filme die Musik komponiert. Und hinterließ der Welt gerade einmal zwei Alben voll mit unverdaulichem und schwerem Sound. Mit »Musique Tachiste« erscheint sein erste Platte von 1959 wieder auf LP und CD. Obwohl das Album als Form noch nicht etabliert war und die großen Konzeptwerke noch ein paar Jahre auf sich warten lassen würden, hat Michel Magne seiner »Musique Tachiste« eine durchgehende Atmosphäre gegeben. Deutlich beeinflusst von Filmmusik, Jazz, Experimental und klassischem Klavier, zieht diese Platte heute noch. »Pointes De Feu Amorties Au Dolosal« fährt einen ziemlichen Horror auf mit nervösem Tastenspiel und lautem Atmen. Das ganze Stück zerbröselt, setzt sich wieder zusammen, nur um in dieser Spannung der Hektik fast zu explodieren. Die erste Seite bietet vor allem solche Momente. Selbst in kurzen Stücken wie »Méta-Mécanique Saccadée« baut sich diese gequälte Stimmung auf – alles Sachen in Zwangsjacke. Denn Magne treibt es für die damalige Zeit wirklich ziemlich auf die Spitze. Kaum vorstellbar, dass »Musique Tachiste« nicht erst vor ein paar Jahren erschien. Fast versöhnlich entschuldigend ist die B-Seite der Wiederveröffentlichung vom Label Cacophonic mit dem »Concertino Triple«, das wohlklingend Streicher und Klavier einsetzt, wobei in den leisen Momenten, wenn die Melodien abkippen, wenn die Stille sich einschleicht, das Grauen der ersten Seite in diesen Lücken sitzt. Michal Magne nahm auf diesem Album viel vorweg, was spätere Horrorfilme nutzen sollten als Filmmusik. Mit der abschließenden Trilogie zeigte Magne mal eben, dass er im Jazz ebenfalls zuhause ist. Ein Album, das über seine Zeit hinausweist. Und vielleicht mehr mit dem heutigen Sound zu schaffen hat als der musikalischen Landschaft von 1959.