Review

Jan Garbarek Quartet

Afric Pepperbird

ECM • 1970

Wer die Entwicklung von Jan Garbarek erst seit seiner mittleren Phase verfolgt hat, also seit seinem Greatest Hit »Officium« von 1994 mit dem Hilliard Ensemble, wird von »Afric Pepperbird« überrascht sein. Es ist das erste Album, das der Saxophonist bei ECM veröffentlichte, und es begründete 1971 für ihn und seine Mitstreiter, den Gitarristen Terje Rypdal, den Bassisten Arild Andersen und den Schlagzeuger Jon Christensen, eine lebenslange Verbindung mit dem Label. »Afric Pepperbird«, jetzt wiederveröffentlicht in der audiophilen »Luminessence«-Reihe, ist anders als vieles, was der Norweger in den folgenden Jahrzehnten veröffentlichen sollte.

Der Reiz des Albums liegt in seiner stilistischen Vielfalt, die das Jan Garbarek Quartett zu einer seltsam logischen Angelegenheit verbindet. Die lyrische Atonalität europäischer Improvisationsmusik steht neben freien Ausbrüchen auf dem Tenorsaxophon, Erinnerungen an John Coltrane, Albert Ayler und Pharoah Sanders wecken. Es sind aber auch schon Anklänge an die nordische Soundästhetik vorhanden, mit der das ECM-Label verallgemeinernd assoziiert wird. Egal ob die Musik auf dem Album laut, leise, introspektiv oder expressiv ist – das frenetische Überblasen im treffend betitelten »Blow Away Zone«, der geheimnisvolle Lyrismus des Titeltracks – die Kommunikation zwischen den vier Musikern ist absolut außergewöhnlich.