Review

Arve Henriksen & Harmen Fraanje

Touch Of Time

ECM • 2024

Wer den norwegischen Trompeter Arve Henriksen nur von seiner Arbeit im Experimental-Trio Supersilent – mit Helge Sten aka Deathprod und Ståle Storløkken – kennt, wird von der Ambient-Nähe des Albums »Touch Of Time« nicht überrascht sein. Henriksen hat das Album im Duo mit dem holländischen Pianisten Harmen Fraanje aufgenommen, mit dem er seit ein paar Jahren regelmäßig zusammenspielt. Die beiden Musiker unternehmen lyrische, dialogische Erkundungen der Möglichkeiten von Trompete und Piano, die gar nicht scharf darauf sind, einer Kategorie wie »Jazz« zugeordnet zu werden.

Mal führt der eine, mal der andere. Das ist Musik, die sich wie ein zarter Windhauch um die Ohren schmiegt, die aber durch gezielt gesetzte Dissonanzen und dezent unterlegte elektronische Effekte aus der Zone des reinen Wohlklangs gezogen wird. Auf diese Wiese entsteht ein musikalischer Impressionismus, der einerseits das Klischee vom kühlen, nordischen Sound bestätigt, mit dem ECM immer wieder assoziiert wird, der aber nur einen kleinen Teil des Label-Repertoires ausmacht. Auf der anderen Seite ist das Album ein weiterer Beleg für die Hinwendung zu mehr introspektiven, atmosphärischen Klängen, die seit einigen Jahren quer durch alle abenteuerlustigen Genres zu beobachten ist.