Review

John Scofield / Bill Stewart / Steve Swallow

Swallow Tales

ECM • 2020

Gitarre spielen wie John Scofield müsste man können. Egal, welche Töne er aus seinem Instrument herauszupft, landen die Phrasen stets punktgenau, hat sein Klang immer die richtige Bodenhaftung zwischen schmutzig-verzerrt und klar konturiert. Dieses Vermögen, das ihm den Titel eines der »Big Three« der modernen Jazzgitarre – neben Bill Frisell und Pat Metheny – einbrachte, kann dazu führen, dass er manchmal nicht zu bremsen ist, sich in der Freude an seinem eigenen Spiel zu verlieren droht. Gut daher, wenn ihm andere hier und da Grenzen setzen. Auch für die eigene Kreativität. Bei seinem Bandleader-Einstand auf ECM stellt er sich diesmal in den Dienst seines langjährigen Mitstreiters und Mentors Steve Swallow der selbst aktiv teilnimmt. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Bill Stewart erkunden sie auf »Swallow Tales« ausschließlich Kompositionen des Namensgebers. Der bewegt sich gewohnt elegant federnd und mit singendem Ton als kontrapunktisches Fundament am unteren Spektrum. Dabei hegt er, zusammen mit dem diskret akzentuierten Spiel von Bill Stewart, durch emanzipierten Einsatz seines Basses die melodischen Erzählungen John Scofields unmerklich ein. Gut abgehangen mag man das vielleicht finden. Doch wenn das, was da hängt, selbst so durch und durch gut geraten ist, muss das kein Hindernis sein.