Review

Kenny Wheeler

Gnu High

ECM • 1976

Er improvisierte mit Anthony Braxton und Evan Parker, arbeitete zusammen mit Wadada Leo Smith, Steve Coleman oder Don Cherry, spielte in großen Orchestern wie The Jazz Composer’s Orchestra oder dem Roscoe Mitchell Creative Orchestra, aber auch in mittelgroßen Ensembles, wie Quintetten, Sextetten, Septetten und Nonetten. Außerdem spielte er in kleiner Besetzung wie dem britischen Trio Azimuth (mit John Taylor und Norma Winstone). Kenny Wheeler spielte mit jedem und überall, und nicht nur deshalb schrieb The Wire 1987: »Kenny Wheeler is a damned important musician«.

Der Durchbruch gelang dem aus Toronto stammenden Trompeter 1976 mit »Gnu High«. Darauf sind drei Kompositionen zu hören, die er zusammen mit Keith Jarrett am Klavier, Dave Holland am Bass und Jack DeJohnette am Schlagzeug eingespielt hat. Was für ein Quartett! Schon das knapp 22-minütige »Heyoke« liefert ein beeindruckendes Panorama des zeitgenössischen Jazz. Es macht sich unabhängig von Stilen und Schulen und kann ganz wild sein und im nächsten Moment introvertiert. Hier harmonisch, dort sperrig, hier Nordamerika, dort Europa, hier Gruppe, dort Individuum. Die beiden Titel der B-Seite, »Smatter« und »Gnu Suite«, folgen diesem Muster. Kenny Wheeler selbst scheint in den freien Momenten am meisten bei sich zu sein.

In der Summe ist »Gnu High« eine Art Kompendium des guten alten Jazz. Kein Wunder also, dass ECM dieses Album zum Auftakt der neuen Vinyl-Reihe Luminescence gewählt hat. In den nächsten Jahren werden ausgewählte Werke aus dem Katalog des Labels in neu gemasterten Reissues erscheinen, geschnitten von den originalen analogen Masterbändern, versehen mit fundierten Liner Notes und Musikerfotos und verpackt in hochwertigem Gatefold-Cover.