Review

Nik Bärtsch’s Mobile

Continuum

ECM • 2016

Er selbst hat seine Musik einmal als »Zen-Funk« bezeichnet. Der 1971 geborene Schweizer Pianist Nik Bärtsch lotet seit seinem Debüt im Jahr 1999 streng durchkomponierte Welten des Groove aus. Nun gibt es mit »Continuum« erstmals seit 15 Jahren wieder ein Album seiner ursprünglichen Band Nik Bärtsch’s Mobile. Das Line-Up dieser rein akustischen Gruppe überschneidet sich zur Hälfte mit seiner Kernband Nik Bärtsch’s Ronin, die durch ihre vier Alben für ECM international bekannt wurden. Die Musik des Quartetts Mobile, das durch ein Streichquintett zu einem großen Ensemble erweitert wird, ist noch abstrakter und ausladender als die von Ronin. Die Songs bauen mit minimalistisch repetitiven Motiven minutenlang eine Spannung auf, getrieben durch die Kraft der Doppel-Perkussion von Neuzugang Nicolas Stocker und Kaspar Rast, der seit über 30 Jahren mit Nik Bärtsch spielt. Und doch gibt die 2LP nur eine Ahnung von den Live-Performances dieser Band, deren »Musikrituale« mit Mobile Extended (mit zwei Celli, zwei Violinen und einer Viola) Stunden oder gar Tage dauern können. Melancholische, cineastische Weiten tun sich auf, in denen kein Platz für Soli ist. Auch suggestive Titel erlauben sich Mobile nicht, hier gibt es lediglich durchnummerierte Module. Ein faszinierend rhythmisches Experiment zwischen Kammermusik, reduziertem Funk und Jazz.