Review

Avishai Cohen

Into The Silence

ECM • 2016

Um nichts weniger als um Leben und Tod geht es auf Avishai Cohens neuem Album. »Life And Death« heißt gleich der Eröffnungstitel von »Into The Silence«, ein Tribut an den 2014 verstorbenen Vater. In melancholischer Stimmung tastet sich der israelische Musiker in sein achtes Album hinein. Avishai Cohen spielt eine gestopfte Trompete, die jeden, der die letzten 60 Jahre nicht in einer Pappschachtel verbracht hat, unweigerlich an Miles Davis erinnern wird. Doch natürlich hat der Mann, der mit Undercut und Vollbart exakt dem Bild eines Brooklyner Musikers entspricht, noch mehr im Repertoire. Im zweiten Song dominieren nach einem kurzen Trompetenintro zurückhaltend modale Piano-Linien und ein gestrichener Bass; es dauert geschlagene sieben Minuten, ehe sich Cohen wieder zu Wort meldet. Dann aber umso energischer: der Song endet in einem Bop-Feuerwerk. Produzent Manfred Eicher entdeckte den Wahl-New-Yorker als Sideman für Mark Turner und gab sich begeistert von den Phrasierungen und der Klarheit im Sound von Cohen. Der Münchner lotste den Israeli nach Südfrankreich. Dort nahm der Trompeter sein ECM-Debüt als Leader auf, zusammen mit Branford Marsalis’ Bassist Eric Revis, Nasheet Waits an den Drums und seinem Landsmann Yonathan Avishai am Piano. Das Quartett ergänzt Tenorsaxophonist Bill McHenry (Paul Motian) auf drei Songs. Komplexe Melodien, durchbrochen von überraschenden Tempowechseln, mit größtmöglicher Konzentration und Eleganz von einem sensiblen Ensemble eingespielt.