Das Wort Wiederveröffentlichung verspricht oft mehr, als es halten kann – oder vielleicht auch halten will. The Pocket of Fever des japanischen Komponisten Masahiro Sugaya erscheint dieser Tage offiziell, war aber ursprünglich nie als eigenständiger Release gedacht: eine private Kassettenpressung aus den späten 1980ern, produziert als Soundtrack für die renommierte japanische Tanzkompanie Pappa Tarahumara. Jetzt, fast vierzig Jahre später, gleicht die Veröffentlichung eher einem späten Kennenlernen – mit einer sonderbaren, feingliedrigen Musik, die lange im Verborgenen lag.
Die Tracks auf The Pocket of Fever entfalten je eine eigene, kleine Welt. Bereits »1 Water 1« eröffnet mit präzise gesetzten Pianotönen, jeder Anschlag wie ein tänzelnder Akzent. Der Titeltrack hingegen trägt mit Bossa-Nova-Anmutung Sandalen und klopft sich charmant das Strandtuch zurecht. Es folgen schiefe, aber herzliche Popminiaturen wie »Above the City’s Rooftops« und filigrane Gitarrenstücke wie »Conversation of the Wind«. In »Future’s Green« schließlich leuchtet Sugayas Nähe zu kankyō ongaku auf – jener funktionalen japanischen Ambientmusik, wie sie Hiroshi Yoshimura berühmt machte. Was davon einst mit Bühnenbewegung korrespondierte, lässt sich heute nur erahnen. Doch dieses Album braucht keine Kontextualisierung. Es reicht, zuzuhören – ganz gleich, ob im Sitzen, Liegen oder mit geschlossenen Augen. The Pocket of Fever ist kein Release von heute, aber ein Geschenk an die Gegenwart.
The Pocket Of Fever
