Die Vinyl-Sets von DJ Fucks Himself lassen sich in keine Genre-Schublade stecken – vielmehr sind sie eine Symbiose aus UK Jungle, Trance und Happy Hardcore, durchzogen von popkulturellen Referenzen und ironischen Samples. »Ich glaube, dass dieses Rückwärtsgewandte, dieser Anspruch, Musik zu rekontextualisieren, ausschlaggebend für meinen Sound ist«, sagt Niklas Fucks, der seinen Stil »im weiteren Sinne dem Hardcore Continuum« zuordnet – meist im Tempo zwischen 160 und 180 BPM.
Seine musikalische Neugier speist sich aus dem Geschichtsstudium und einer »generellen Faszination für das Vergangene«. Daraus seien, wie er sagt, seine »verschiedenen Obsessionen für nischige Genres aus der Vergangenheit« entstanden. Besonders interessiert ihn elektronische Musik, »die im Dialog mit anderer Musik existiert«. Im Zentrum steht für ihn der Spaß. Beispielhaft dafür: It Takes Two, die gemeinsam mit LV4P produzierte EP – verzerrte Vocals, nostalgische 90s-Trance-Elemente, träumerische Synths.
Ein zweites, aktuell eher ruhendes Alias ist The Dadbod Experience, unter dem er u. a. für HÖRs »entspannte Montage« Trip-Hop und Ambient spielte. »Beides Genres, die eine alte Leidenschaft von mir darstellen«, erzählt er. »Ich konnte mir damals allerdings nicht vorstellen, sie unter dem gleichen Namen aufzulegen, wie das DJ Fucks Himself-Gebretter.«
Obsession für das Vergangene
»Ich habe zwischen Rock und House alles Mögliche gehört, wobei ich lange obsessed mit East Coast Rap und UK Trip Hop war«, sagt er. Über die Samples entdeckte er Funk und Soul der 1960er/1970er. Die Leidenschaft für Vinyl entstand während Jobs im Musikjournalismus und in Plattenläden – und beim Graben: »Ich wollte aber nicht um fünf aufstehen und musste also nehmen, was übrig blieb. Zum Glück kannten sich die anderen kaum mit 12″s und elektronischer Musik aus – so fing ich an, jeden Sonntag in Wedding nach Italo Disco, Electro, Techno und Drum’n’Bass zu graben.«
2016/17 legte er erstmals auf. Mit Young Lychee, Max Harder und Helmut Cool organisierte er illegale Open Airs – als Gegenmodell zum »komplett Techno-dominierten« Berliner Mainstream, »dieser sehr ernste Berghain-Sound, hat uns gelangweilt«. Später gründete er mit anderen das Kollektiv Raiders, heute auch ein Label für vinylorientierte DIY-Releases im Bereich Breakbeat und Leftfield Clubmusik.

Weisse Weste EP
Nach einer intensiven Asien-Tour will er sich 2025 wieder stärker auf eigene Produktionen konzentrieren und seine Releases konzeptioneller angehen. Gleichzeitig stehen weitere Gigs an. Momentan sei er aber vor allem damit beschäftigt, sich von der Tour zu erholen: »Ich weiß wirklich nicht, wie Leute das sechs Monate im Jahr durchhalten.«
Die Erklärung für seinen Künstlernamen ist überraschend simpel: Er heißt mit bürgerlichem Namen Niklas Fucks, mit »ck«, und fand es naheliegend, das zu nutzen. Heute ist er sich nicht mehr ganz sicher, ob das so klug war, berichtet er schmunzelnd, denn: »Der Algorithmus hasst den Namen. Wenn ich einen Livestream spiele, denkt YouTube sofort, es sei Porno-Content.«