Er gilt als der Meister der Wiederholung: Mal Waldron, der im August 100 Jahre alt geworden wäre, hat mit seinem rhythmischen, repetitiven Stil einen Platz in der Musikgeschichte gefunden. Schon seit den Fünfzigern in New York aktiv, spielte er unter anderem mit John Coltrane, Charles Mingus und Eric Dolphy und war von 1957 bis zu ihrem Tod regelmäßiger Begleiter von Billie Holiday. Nach einem Nervenzusammenbruch 1963 änderte er sein Leben, siedelte zwei Jahre später nach Europa über und lebte seit 1967 in München.
Sein Album Free At Last (1969) machte nicht bloß den Auftakt für das neu gegründete Label ECM, sondern war auch das erste in seiner perkussiven Spielweise. Diese hat sich auf der vor 50 Jahren in Frankreich eingespielten Platte Candy Girl zum dicht fließenden Groove in Fusiongestalt weiterentwickelt. Da es seinerzeit lediglich eine Kleinstauflage davon gab, lässt sich die Session mit dem Bassisten Lafayette Hudson, dem Schlagzeuger Donny Donable und dem zweiten Pianisten Frank Abel, der Clavinet und Moog beisteuert, jetzt praktisch erst richtig entdecken.
Durch die verdoppelten Keyboards bekommen die Stücke etwas unaufdringlich Dichtes. Waldron sorgt am Fender Rhodes für Groove-Strukturen, die er stetig variiert, wodurch er Soli im engeren Sinn überflüssig macht. Selbst für Brahms’ 3. Sinfonie ist am Ende Platz, ohne dass es pompös klingt, sondern stattdessen wie purer Waldron mit ein klein wenig mehr Melodie.

Candy Girl