Review

The Pyramids

Aomawa: The 1970’s Recordings

Strut • 2022

Unter den Avantgardisten des Jazz gehören The Pyramids zu den weniger bekannten Ensembles. Dabei hatten die Musiker Idris Ackamoor, Margaux Simmons und Kimathi Assante, die als Studenten am Antioch College in Ohio zusammen zu spielen begannen, prominente Mentoren wie den Pianisten Cecil Taylor, der auch ihr Interesse an Afrika förderte. Dennoch blieben The Pyramids in den 1970er-Jahren, in denen sie ihre ersten drei Alben unabhängig produzierten und vornehmlich bei Konzerten verkauften, weitgehend unbekannt. Ihren Ansatz, der die Konzentration auf afrikanische Einflüsse wie damals bei Pharoah Sanders noch einmal verstärkte, kann man jetzt mit »Aomawa« kennenlernen. Die Box versammelt ihre Alben aus den Siebzigern erstmals zusammen mit Liveaufnahmen von 1975. Ihre Radikalität ist besonders deutlich zu hören auf ihrem Debütalbum »Lalibela« (1973), besonders in der Perkussion und in ihren an Hymnen erinnernden Chants. Einige der ruhigeren Stücke lassen womöglich weniger an Jazz als an den jamaikanischen Rastafari-Perkussionisten Count Ossie denken, der sich zur selben Zeit auf afrikanische Traditionen besann. Zugleich kombinierten The Pyramids ihre tribalistischen Rhythmen gern mit energischen, an Free-Jazz-Kollektivismus gemahnenden Ausbrüchen. Auf ihrem zweiten Album »King of Kings« (1974) ließen sie dann, in Teilen zumindest, einen strafferen Jazz-Groove zu, ähnlich auf »Birth / Speed / Merging« (1974). Inzwischen hat Idris Ackamoor The Pyramids wiederbelebt, doch ihr eigentlicher Beitrag zur Jazzgeschichte findet sich hier.