Ein langgezogener, tiefer Ton. Erst nach 19 Sekunden setzt eine scheinbar simple Gitarrenmelodie ein. Bald spaltet sie sich in mehrere Schichten auf. Hier und da finden sich andere Ornamente. Und doch wirkt »Flowers for David« wie ein einfacher Song. Darin ist das Stück paradigmatisch für The Animal, das neueste Album von Blue Lake, dem Projekt des in Kopenhagen lebenden Musikers Jason Dungan. Es kann wie Gebrauchsmusik wirken.
Das ist nichts Schlechtes – ich habe das Album gern bei meinen stupideren Arbeitsaufgaben im Hintergrund laufen lassen. Und doch ist das nicht die einzige Dimension von The Animal. Auf seinem Substack erzählt Dungan von seinem verstorbenen Freund David, von Erinnerungen ans College und den Wendungen des Lebens. Er wollte David einen Song widmen, »weil meine eigenen Gefühle ihm gegenüber schwer in Worte zu fassen sind, aber auch weil ich mich genau daran erinnere, wie er Instrumentalpassagen gelauscht, seine Augen geschlossen und sich in dem Moment verloren hat.«
Mit diesem Wissen höre ich den Song anders. Er rührt mich; ich denke an meine eigenen Freundschaften und Verluste. In scheinbar einfachen, unprätentiösen Arrangements liegt oftmals eine komplexe Gefühlswelt. The Animal ist ein Album voller Wehmut und Wärme. Es entfaltet sich wie eine Freundschaft.

The Animal