Review

Craig Leon

Anthology Of Interplanetary Folk Music Vol.2: The Canon

RVNG Intl • 2019

Die Außerirdischen sind ruhiger geworden. Sie trommeln jedenfalls nicht mehr so insistierend wie noch in den 1980er Jahren. Der Produzent Craig Leon, der Bands von Blondie über Ramones bis zu den Talking Heads in ihrer Anfangsphase betreut hat, legt nach dem Reissue seiner eigenen Weltall-Folkmusik aus den 1980er Jahren, der »Anthology of Interplanetary Folk Music Vol.1: Nommos / Visiting« fünf Jahre später jetzt noch einmal neue Musik von fernen Planeten nach. Vielleicht hat er diesmal auch einfach Himmelskörper ausgewählt, auf denen der Tribalismus stärker an hiesige Ambient-Traditionen erinnert. Seine Synthesizerklänge unterlegt er jedenfalls auch auf »Anthology Of Interplanetary Folk Music Vol.2: The Canon« mit perkussiven Figuren, doch sind sie noch stärker in die Patterns integriert als früher, vor allem von der Lautstärke her sind sie weit weniger dominant. Fließen und Treiben gehören zur den Hauptfortbewegungsformen seiner Stücke, Melodien haben sie kaum nötig, es genügt eine klug konstruierte, elegant übersichtliche Polyrhythmik mit ein paar flächigen Verschiebungen, die er aus feinstofflichen elektronischen Akkorden erzeugt. Vermutlich braucht man die jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Sound, wie Craig Leon sie hat, um mit so wenigen Mitteln so wenig zu erreichen.