Review

Rhye

Spirit

Because Music • 2019

Was von einem Duo bleibt, wenn sich der stilprägende Produzent verabschiedet, ist seit kurzem auf »Spirit« zu hören. Von dem ursprünglichen Klangkörper, der vor minimalistischer Essenz nur so strotzte und auf Rhye’s Debüt »Woman« allen den Atem genommen hatte, ist nur noch ein Geist übrig. Statt mit Elektronik und Gitarre rätselhafte Musiklandschaften zu gestalten, hat es diesmal vor allem für ein Piano gereicht. Um genauer zu sein für einen kleineren Konzertflügel, den der Kanadier Mike Milosh von seiner Freundin geschenkt bekam, als er von Tour zurück kam. Völlig erschöpft von den Strapazen ebendieser Reise, hat sich Milosh daran quasi-meditativ die Seele zurück in sein Leib geklimpert. Die skizzenhaften Arrangements sorgen kaum für jene Räumlichkeit, in der seine Lautmalereien zum Tragen kommen könnten, geschweige denn für den Sog, der an der Seite von Robin Hanibal zu zauberhaft intimen Momente führte. Was sicher eine heilsame Angelegenheit für Milosh war, klingt für Außenstehende nur ein wenig aufregender als Hintergrundmusik.