Review

Zebra Katz

Less Is Moor

Awal • 2020

Acht Jahre ist es nunmehr her, dass Ojay Morgan mit »Ima Read« seinen internationalen Durchbruch feiern konnte, bevor er wie eine vereinzelte Socke direkt aus der Waschmaschine in die hinterste Ecke der nächstbesten Schublade gestopft wurde. Das Label, das damals Morgan ebenso aufgeklatscht wurde wie Mykki Blanco und anderen lautete »Queer Rap«: Die Gemeinsamkeiten der diversen Rapperinnen hielten sich allerdings in Grenzen. Mit seinem Debütalbum »Less Is Moor« schreibt Zebra Katz nun die eigene Geschichte unter seinen Bedingungen neu, nachdem er zuletzt vier Jahren lang nicht mit eigenständigen Releases von sich reden gemacht hatte. Studio-Features mit und den passenden Slot im Vorprogramm der Gorillaz sind eben schon ein Hauptjob für sich. Mit »Less Is Moor« allerdings nimmt Morgan den alten wieder auf und formuliert schon im zweiten Song den Arbeitsauftrag: »All I wanna do is keep the dance floor jumping«. Dazu blubbert ein entschlackter, Industrial-naher Groove, der in seinem Sounddesign wohl nicht von ungefähr an die Durchbruchs-Single von damals erinnert. Über 15 Tracks zieht Morgan mit einer Reihe von Gast-Produzentinnen – ​Shygirl​ und Sega Bodega sind etwa dabei – das Tempo langsam hoch, lässt mit sonorer Stimme die Silben über Beats im unteren Midtempo-Bereich kleckern, bevor die Rhythmen flinker und komplexer werden. »IN IN IN« nutzt einen Verschnitt aus Kuduro und Gqom als Unterlage für wilde Selbstermächtigungsgesten und analytische Nebenbemerkungen zur schwarzen Erfahrung, bevor »ZAD DRUMZ« mit Jungle-Breakbeats in den Ring steigt. Es ist der erste Höhepunkt eines Albums, das sich danach wieder zurückzieht, leise Gitarrentöne aus der Indie-Balladen-Trickkiste anschlägt (»NECKLACE«) oder sogar Basssalven-Noise mit Clams-Casino-Ästhetik zusammenbringt (»NO ONE ELSE«), bevor es kurz vorm Finale nochmal Richtung Happy Hardcore geht (»LICK IT N SPIT«). »I ain’t toning down for nothing / Imma make it loud and clear« hatte es schließlich nur einen Track zuvor in »BEEN KNOWN« geheißen. Ein spät nachgereichtes Versprechen, das zu diesem Zeitpunkt bereits eingehalten ist. »Less Is Moor« spricht überdies schon mit dem Titel aus, warum der stilistische Wahnsinn Methode hat: Das Album ist als emanzipatorischer Rundumschlag gegen Fremdzuschreibungen zu verstehen. Eine Socke steht auf und bahnt sich ihren Weg aus der Schublade zurück ins Rampenlicht. Dort macht sie sich schließlich am besten darin, den Dancefloor zum Springen zu bringen.

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