Review

Haiyti

Sui Sui

Haiyti • 2020

»Die Welt ist mir noch nicht genug/Verbrenn’ die Scheine in der Glut« – Haiyti ist schon im Opener ihres vierten Albums »Sui Sui« auf Betriebstemperatur. Ihre charakteristischen, teils passiv-aggressiven Parts ergänzen sich darauf mit trippigem Sounddesign und jeder Menge Autotune. Nichts Neues also in Ronja Zschoches Kosmos? Nicht ganz, verschiebt die Hamburgerin ihren Fokus doch weiter als je zuvor weg vom klassischen Rap und brilliert in einem Genre, das sie sich über die Jahre behutsam selbst geschaffen hat. Das Prädikat Pop reicht hierfür nicht aus. Haiytis Lyrik zwischen Materialismus, Drogenkonsum, latenter Arroganz und der stilsicheren Offenlegung der eigenen Zerbrechlichkeit ist in ihrer Darbietung derart vielseitig und anpassungsfähig, dass sie sich behände an jedes Beatkonstrukt schmiegt, das ihr gegenübersteht. Die besten Synergieeffekte in puncto Rhythmik entstehen aber natürlich noch immer mit einem konventionellen Trap-Beat wie auf »Bentley« mit Shqiptar & Maaf. Unverzichtbar auch die Ausflüge an malerische Sehnsuchtsorte, vorzugsweise Strände (»Toulouse«, »Paname«), auf denen Haiyti durch den wohligen Schleier teurer Drinks jedesmal aufs Neue einen Hip-Hop-Teutonengrill für die Generation Instagram zu erzeugen weiß. »La la land«, eine liebenswert naive Gangsterballade mit Liegestuhl-Beat, bringt mit Abstand das größte Hit-Potenzial mit und schielt mit mehr als einem Auge auf die Charts, »Photoshoot« erinnert an Cardi B. Haiytis Themen bleiben gleich, ihr Zugang aber unverbraucht, die stilistische Bandbreite der 15 Tracks beeindruckt – »Sui Sui« ist eine 45-minütige Machtdemonstration.

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Haiyti
SUI SUI
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