Review

Villagers

Fever Dreams

Domino • 2021

Wer von den Villagers spricht, wird zwangsläufig an das mehrfach prämierte Debütalbum »Becoming a Jackal« denken, das vor knapp zehn Jahren mit seinen sehr direkten Folk-Rock-Stücken noch relativ kleine Brötchen gebacken hat. Doch 2021 und fünf Alben später ist Mastermind Conor O’Brien von diesem Sound auf »Fever Dreams« weiter entfernt, als er es sich damals vielleicht selbst erträumt hätte. Nicht dass das allerorts als »psychedelische« Album betitelte Release ein irrwitziges Unterfangen wäre. Hier gibt es keine Männer, die auf Ziegen starren. Vielmehr zeichnet der Ire mit Unterstützung einer an Instrumenten vollgepackten Band farbenprächtige Landschaften wie etwa in »What Dreams May Come« mit Robin Williams vor das innere Auge. Instrumente (Glockenspiel, Saxophon, Streicher) fließen wie warme Farben ineinander und plötzlich liegt man auf einer Wiese und fühlt sich ob der Schönheit ganz nach Weinen. Schon zu Beginn kündigt »The First Day« den Beginn des Rests des Lebens an und Bläserfolgen umarmen einen vertraut, obwohl man sich das erste Mal trifft. Diese mystische Nahbarkeit erinnert ein wenig an die Flaming Lips und – man wagt es kaum, das zu sagen – vielleicht würde ein Beach-Boys-Album 2021 so ungefähr klingen. Ein einziges Mal droht man aus den »Fever Dreams« aufzuwachen. »Circles In The Firing Line« scheint mit seiner manischen Wiederholung und seinen Störgeräuschen die Grenze zur Wirklichkeit zu durchstoßen, aber bricht kurz vorm Augenöffnen ab. Ansonsten ist O’Brien mit seiner sanften Stimme auf Zehenspitzen darauf bedacht, niemanden aus dem Schlaf zu reißen. Wenn am Ende mit »Deep In My Heart« eine »goldmine of sweet memory« beschwört, ist man sich endgültig sicher, dass das hier kein gefährlicher Fiebertraum ist, aus dem man nie wieder erwachen könnte. Es ist viel eher ein Luftschloss, ein Wunschtraum aus dem man nie wieder erwachen möchte.