Review

Oliveray

Wonders

Erased Tapes • 2012

Welchen Sprung Peter Broderick auf gesanglichem Gebiet gemacht hat, zeigte bereits das 2010er Album How They Are des aus Portland, Oregon stammenden und seit einiger Zeit in Berlin lebenden Multiinstrumentalisten. Oliveray, das frisch aus der Taufe gehobene Projekt mit dem Pianisten Nils Frahm, vermag daran nahtlos anzuknüpfen. Mit dem 29-jährigen Frahm verbindet den 25-jährigen Broderick bereits eine lange währende musikalische Partnerschaft, doch erst mit Oliveray (der Projektbegriff setzt sich aus ihren Zweitnamen zusammen) brachte das Kreativgespann ein gemeinsames Album heraus. Der Ausgangspunkt für das Oliveray-Debüt »Wonders« war das Lied »Harmonics« der befreundeten dänischen Band Efterklang, das die beiden an einem Nachmittag in Frahms Berliner Durtonstudio mittels Fingerschnippsen, zurückgenommenen Gitarre-Piano-Dialogen und emotionalem Gesang kongenial interpretierten. Statt – wie noch auf Brodericks Songwriter-Debüt »Home« – die Stimme zu doppeln und in geschmeidiges Gitarrenpicking zu betten, lässt er sie hier mitunter a cappella erklingen und erreicht bei eindringlichen (wenngleich rhetorischen) Fragen wie »How can you love if you don’t love yourself?« eine Intensität, die an John Martyn, Arthur Russell und ein wenig an James Blake erinnert. Und wie sich in »The Book She Wrote And In Time« der zirpende Klang von einer mit Bogen perkussiv bearbeiteten Violinensaite ganz organisch mit keltisch anmutenden Gesangsmelodien und Frahms Spiel am Harmonium zusammenfügt, dürfte keinen Owen-Pallett-Fan kalt lassen. Von diesen Brüdern im Geiste ist noch eine Menge zu erwarten. Das von Frahm produzierte nächste Soloalbum Brodericks folgt schon Ende Februar.