Review

Shaolin Afronauts

Quest Under Capricorn

Freestyle Records • 2012

Wenn man das letzte Album der Shaolin Afronauts noch mit dem ganz und gar schrecklichen Begiff »World Music« stigmatisieren durfte, so ist es nur konsequent ihrer neuen Platte »Quest Under Capricorn« filmmusikalische Qualitäten zu unterstellen. Denn bloß Afrobeat (und somit für Musikdesinteressierte eben »World Music«) ist die Musik der Kombo um Bandleader Ross McHenry schon lange nicht mehr, sondern es stellt nur noch das Grundgerüst der elf afrostellaren Abenteuer, auf die uns die Band mitnimmt. Mit einem das gesamte Stück anhaltenden wilden Saxophon-Solo wird zum Beispiel »Los Angeles« fast schon lautmalerisch ein Denkmal gesetzt: hektisch, bunt, grell, düster – alle Facetten der Stadt werden angerissen und sehr stimmungsvoll umgesetzt. Oder »Amhara« mit seinem mysteriösen Riff, das einen sofort in seinen jazzigen Bann zieht. Diese Platte ist auch viel Jazz, bloß nur nicht für nebenbei – »Quest Under Capricorn« fordert den Hörer heraus. Es ist schon erstaunlich, was der Jazzer McHenry auf die Beine stellt, denn dem Australier scheint das Talent geradezu in die Wiege gelegt zu sein. Derzeit studiert er noch in L.A. Komposition unter den Fittichen von Altmeister Miguel Atwood-Ferguson, der u.a. bereits mit Flying Lotus oder Common zusammengearbeitet hatte. Und als wär es nichts, dirigiert er neben seinem sicher nicht anspruchslosen Studium noch eben eine Band von 18 hochkarätigen Musikern, um ein zweites Album als Shaolin Afronauts aufzunehmen. Nach dem ersten Album »Flight Of The Ancients« gab es eine Nominierung für den Aria Fine Arts Award in der Kategorie »World Music«. »Quest Under Capricorn« hätte den Sieg mehr als verdient – bloß nicht in dieser Kategorie.