Review

James Blake

Overgrown

Atlas • 2013

James Blake ist inzwischen ein Pop-Star. »Overgrown« zeigt, warum das so ist und wehrt sich gleichzeitig gegen die Kehrseiten dieses Status‘. Statt sich im Ruhm zu sudeln, sucht Blake in seinen Texten einen Rückzugsort. Er verkriecht sich in seinem Seelenleben und singt darüber. Dass er sein Inneres über den Gesang nach außen stülpt, verleiht »Overgrown« etwas Verletzliches und Angreifbares. Wie schon auf dem Vorgänger stellt er dem Fragilen stets etwas Hartes gegenüber. Dafür sorgen die Instrumentals. Vor allem mit ihnen hat Blake ein Schritt nach vorne bzw. zurück in Zeiten der »CMYK«-EP gemacht. An einem lang gezogenen Schweif aus Synthies sprühen die Instrumentals in den Kosmos hinaus. Wenn aus der Tiefe des Basses und der Benommenheit des Klaviers aus einem gewaltigen Strudel plötzlich die Melodie herausschießt, ist das so mitreißend, dass man Blakes‘ nuschelndes Wimmern verflucht. Den Gesang hier und da zu verknappen hätte nicht geschadet. Doch ob man seine Stimme mag oder nicht, man kann nicht anders als festzustellen: Spätestens mit diesem Album ist Blake ganz in seiner eigenen Klangwelt angekommen – so produziert sonst keiner.