Review

Oddisee

The Beauty In All

Mello Music Group • 2013

Es gibt Hip Hop-Künstler, die sich über allerlei Viral-Marketingkunststücke und quasi algorithmisches Updating der eigenen Hirnschmalz-Monologe auf diversen Social Media-Plattformen eine bedingungslose Followerschaft im WWW aufgebaut haben. Dann gibt es aber auch Künstler, die unbeirrt ihre Musik vor derartigen Imagestunt-Nebensächlichkeiten stellen, über Jahre hinweg hochwertigen Output unter unsere Mauszeiger schieben und ohne großes Tamtam zu echten Qualitätsgaranten wachsen. Oddisee ist einer von ihnen. »The Beauty in All«, sein mittlerweile 17. Release, huldigt der Schönheit des Unvollkommenen. Getreu dem Motto »Wenn immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist«, präsentieren sich die zwölf Instrumentals in einer neuen, erfrischenden Hybridität aus dem bewährtem Future-Boombap-Baukasten und freigeistiger Fusion-Ästhehtik. Klar, da gibt es noch jene typischen Rumpelkisten-Rondeaus wie »The Gospel« oder »Social Insecurity« – ein Drumbreak, ein Bläsersatz und wohldosierte Staubpartikel bleiben die Sure Shots des Amir el Khalifa. Doch wagt sich der Diamond District-General neuerdings auch an ungewohnt reduzierte Arrangements wie etwa das vorab-releaste »After Thoughts« oder »No Rules For Kings«, dessen organische Basslines sich in Kombination mit den melancholischen Piano-Overtüren kaleidoskopisch in die Ohrmuschel schmeicheln. An manchen Stellen dudeln die gedrosselten Strukturen zwar knapp am Fahrstuhl-Jazz vorbei, doch hilft Oddisees Gespür für unorthodoxe Drum-Settings, die Haltung zu bewahren. Eine Haltung, die vielleicht keine neuen Blickwinkel offenbart, aber mindestens seine Follower in Stellung hält