Review

SSIO

BB.U.M.SS.N.

Alles Oder Nix • 2013

Rumpelnde Boombap-Beats mit Pete Rock oder Q-Tip in den Inspirationsquellen sind auch in der BRD mittlerweile vom Studentenwohnheim an die Straßenecke gewandert – das wissen wir. Trotzdem unterstreicht der Bonner SSIO auf »Du hast noch nicht mal Kekse zuhause« noch einmal: »Guten deutschen Rap machen jetzt Unterweltler/Und nicht nach Pisse stinkende Rucksack-Rapper«. Alles klar! Sein Debütalbum »BB.U.M.SS.N«, was so viel bedeutet wie »Boombapisch ultraamnesisch melodischanaboler Straßenscheiß, Nuttööö«, kam eigentlich zu einem Zeitpunkt raus, als die Aufregung um diesen neuen deutschen Gangster-Rap mit geschmackvollen Sample-Beats schon wieder abzuflauen begann. Doch was das A.O.N.-Signing von allen anderen Retro-Kriminellen unterscheidet, liest sich schon anhand der Namen seiner 18 Titel ab, wie etwa »Einbürgerungstest für schwererziehbare Migrantenkinder« oder »Ein tiefsinniges, sozialkritisches und moralvermittlendes Lied«. Herrlich, bekloppt! Ähnlich wie des Plusmachers »BWL/ Bordsteinwirtschaftslehre« übersetzt man hier die typischen Corner-Stories auf deutsch, jedoch sind nicht nur der abgefahrene Löffelsprachen-Slang, sondern auch SSIOs Selbstironie und seine humoristischen Punchlines aus mal hängengebliebener Kiffer- oder ambitioniert-arroganter Dealer-Weltsicht ausschlaggebender Unterhaltungsunterschied, der den Finger auf die Repeat-Taste zwingt. Kombiniert mit den durchweg überzeugenden Rap-Skills und Features (unter anderem 257ers oder Nate57 und Telly Tellz) ist »BB.U.M.SS.N« vollkommen zu recht das Deutschrap-Konsens-Album des Jahres. Wenn MoTrip sich der »Kanake mit Grips« nennt, ist SSIO der »Kanake mit Witz«. Grandibios, Nuttö!!

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BB.U.M.SS.N.
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