Review

Veedel Kaztro

Büdchen LP

Melting Pot Music • 2014

Machen wir es kurz: Veedel Kaztros Debüt »Büdchen LP« gehört zu den spannendsten Alben des hiesigen Hip Hop-Jahres und bringt pünktlich zum Sommer den ultimativen Soundtrack zum Abhängen vor dem programmatischen Büdchen, dem Späti oder wo auch immer sich die Gleichgesinnten versammeln mögen, wenn Costa Kwanta seine leichtfüßige Punchline-Ironie genau da platziert, wo Rap am Besten funktioniert: in der Fresse. Keine Wie-Vergleich-Sackgasse, kein Reim-Dich-Oder-Ich-Fress-Dich-Reim und schon gar kein Zeigefinger, der Moral-Gebetsmühlen unter die Aluhüte zu krampfen versucht (no Friedensdemo). Dafür sympathisch-verachtenden Hänger-Humor, schnodderige Delivery, die gerne auch mal entgegen aller steifen VBT-Flow-Vorstellungen über die Snare hinaus schlägt und ca. 26138512745 Bars über Revolverheld-Fans, Untergrund-Opas und Fernfahrer-Väter. Natürlich schummelt sich da auch mal eine Vorhersehbarkeit ein oder eine Idee ist nicht komplett zu Ende gedacht, doch genau dieser Demotape-Charme machte bereits seine ersten .zip-Files so unterscheid- wie genießbar. »Sido hat an Biss verloren, Veedel K ist ruff/ Wenn ihr wollt, dass ich softer werde, dann hofft, dass ich es schaff’«. Kaztros gelassener Lifestyle folgt keinem Rucksack-Dogma, am Büdchen gilt nur »wack« oder »dope«. Mit Boombap im Herz und einem bemerkenswerten Gespür zwischen Tradition und Moderne nutzt er viel lieber fliegende Reggae-Trap-Gerüste, rumpeligen Anti-Raop oder gar George Michael-Samples aus den Maschinen von Twit One, Exzem oder sich selbst um dem deutschen Hip Hop endlich das zurückzugeben, was bei aller Tiefgründigkeit, Genre-Grenzgängertum und Konzeptalbum-Hysterie abhanden gekommen zu sein scheint: Lässigkeit.