Review

Red Pill

Look What This World Did To Us

Mello Music Group • 2015

»I guess I’m just bored/ another Rap-Album«. Red Pill, seineszeichens Detroiter Mello Music-Signing und tiefenentspanntes Ugly Heroes-Drittel, ist kein verblümter Subtexter. Auf seinem zweiten Solo-Album »Look What This World Did To Us« gibt es keine effekthascherischen Technik-Abfahrten, keine Trend-Brettfahrerei und auch keine aufgebauschte Fantasie-Prosa. Man übt sich lieber im Auf- beziehungsweise Bestand des kleinen Mannes: »Let me drink my wine, let me smoke my stuff, let me write my songs«, heißt es auf »Ten Year Party«. Das eigene Rap-Schaffen kann man durchaus enthusiastischer offerieren. In Kombination mit den jazzig bis souligen Samples-Crates, den Drumbreaks aus der Funk-Loop-Kiste und der eindeutigen Golden Era-Sozialisation in den Produktionen von L’Orange, Hir-O, KuroiOto, Duke Westlake, Castle sowie Red Pill selbst, ist es zunächst ein Leichtes, die 12 Anspielstationen als profan abzutun. Doch Red Pills eigentlich unspektakulärer Arbeiterklassen-Rap zieht gerade durch seine einfache Struktur, die bodenständigen Geschichten über Alltagstrott in fensterlosen Fabriken, Alkoholprobleme oder die kitschfreien Reflektionen über das übliche Baby-Mama-Drama die Faszination auf sich. »[I’m] the flat tire in the storm/ the internet going out, when you’re trying to watch porn« – Understatement goes Untertreibung, doch hat Red Pill bei aller schwarzmalerischen Sublität auch Platz für Selbstironie. So ist es die entwaffnenden Ehrlichkeit, die bittersüße, aber stets organisch-warme Soul-Bap-Untermalung und die unaufgeregte Hinnahme der Beschissenheit der Dinge, die »Look What This World Did To Us« so spannend machen. Leider aber auch so unaufgeregt, dass sie in der WWWunderwelt der Dauerbeschallung übersehen zu werden droht. Doch wie heißt es gleich? Eine Perle sucht nicht, eine Perle wird gefunden.