Die Gründäumigen unter den House-Heads werden schon beim Titel mit der Lunge schnalzen: Bei »Sativa« handelt es sich nämlich um die (neben Indica) am weitesten verbreitete Kategorisierung des Cannabis-Spektrums. Natürlich wurde der Drei-Tracker des mittlerweile in die südeuropäischen Berge exilierten Londoners Chocky von seinem deutschen Label Big Bait stilgerecht in grünes Vinyl gegossen und macht auch sonst kaum einen Hehl um seinen harzig-hazy Inspirationsstoff. Allein der Titeltrack wurde für genau die Momente gezüchtet, in denen die Sonne so unbarmherzig brennt wie die Trockenheit im Rachen, der letzte Zug aber doch bitte zwei Stunden andauern soll. »Sativa« ist ein melancholisches Stück, das sich Pépé Bradock zum Lehrmeister erhoben hat und doch eine eigene Sprache spricht. Ein Track, der letzte Restenergien wachrüttelt. Auf der Flip kriechen in »That’s Right« über ausgefuchsten Rhythmen die Paranoia als schwelende Klangflächen und verhallte Vocal-Samples in den Mix während »Yeh Wanna« schon mit Schulterblick auf das verschallerte Restpublikum in Richtung Ausgang zustolpert. Es gibt ja schließlich noch Liebe zu erleben oder vielleicht ein Bier am Kanal abzugreifen. Die sommerlichen Tracks auf »Sativa« gehören keineswegs zu der Kategorie zeitloser Deep House-Tunes, die sie mit ihrer vernebelt-verliebten Klangsprache anzitieren. Das wollen und sollen sie aber auch nicht sein. Das hier ist Musik für den richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt, sie möchte bitte genau dort und dann eingesetzt werden – nicht aber verkifft auf der Couch vegetieren.

Sativa