Review

Bing & Ruth

City Lake

RVNG Intl • 2015

Vergangenes Jahr überraschte RVNG Intl mit dem melancholisch-erhabenen Album »Tomorrow Was the Golden Age« der mysteriösen New Yorker Formation Bing & Ruth die ein bisschen wie aus dem Nichts aufgetaucht schien. Dabei hatte das Ensemble um den Pianisten David Moore schon 2010 ein Album herausgebracht, in kleiner Auflage gepresst, die dann auch noch irrtümlich als white label gekennzeichnet worden war. RVNG Intl waren schon damals von der Musik sehr angetan und entschieden sich jetzt für eine um drei Bonustracks erweiterte und remasterte Fassung von »City Lake«. Die kammermusikartigen, traumartig-verhaltenen Arrangements, zu denen hin und wieder ferner Gesang durch die leicht hallenden Räume geistert, lassen sich grob mit Kategorien wie »minimalistisch« oder »postklassisch« einordnen, verdanken aber gerade bei »City Lake« auch einiges dem Postrock. Die Besetzung fiel 2010 sogar noch ein klein wenig größer aus als vier Jahre später, was oft mächtig klingt, ohne bombastisch zu geraten. Im Titelsong »City Lake/Tu sei Uwe« kommen leichte Anklänge an Folkmusik hinzu, fast wie eine düster-reduzierte Version des Penguin Cafe Orchestra. An anderer Stelle mag eher der britische Minimalist Gavin Bryars ein wenig Pate gestanden haben, insbesondere wenn es daran geht, Streicherakkorde zu zerdehnen. Eine echte Entdeckung, kaputt und tröstlich-schön zugleich.