Denovali Records – Von der Musik auf dem Grund der Zeit

02.10.2014
Timo Alterauge und Thomas Hack haben vor 9 Jahren ein Plattenlabel für Musikliebhaber gegründet. Stilistisch ist Denovali Records schwer zu fassen. Man setzt bei der Auswahl halt auf Qualität und Zeitlosigkeit – und das zahlt sich aus.

Es gibt nur eine Sache, die alle Platten von Denovali Records wirklich gemeinsam haben: Sie nehmen die Dinge nicht für das, was sie zu sein scheinen. Oder einfacher und nach Miles Davis: Die Künstler und Bands auf dem Label aus Nordrhein-Westfalen spielen nicht das, was da ist, sondern das, was nicht da ist. Sie legen die Schönheit aus dem Nichts frei, sie finden Musik auf dem Grund der Zeit. Künstler wie das Dale Cooper Quartet, Blueneck, The Eye Of Time oder The Samuel Jackson Five prägen das Spektrum, das Denovali Records abdeckt.

Plattenlabel für Musikliebhaber
Das Label gründen vor neun Jahren Timo Alterauge und Thomas Hack, nachdem sie in Köln zusammen einige kleinere Konzerte veranstaltet haben. Aus einer Idee heraus, basteln sie limitierte Singles und CDRs. »Thomas und ich haben uns schon immer sehr breit gefächert für Musik interessiert«, sagt Timo Alterauge. »Mit bestimmten Musikszenen und den dazugehörigen Kodizes konnten wir noch nie etwas anfangen. Genredenken und Szenedenken ist ziemlich limitierend und ausgrenzend. Dementsprechend haben wir uns früh dazu entschieden, Denovali zu einer Plattform für verschiedenste musikalische Strömungen zu machen.« Auswahlkriterium: der subjektive Qualitätsanspruch von Alterauge und Hack. »Weitere etwas abstraktere Kriterien sind vielleicht noch Relevanz und Zeitlosigkeit. Das sind natürlich Aspekte, die schwierig zu fassen sind – aber wir möchten mit dem, was wir machen, schon versuchen, uns von der heute primär vorherrschenden inhaltsleeren Unterhaltung zu distanzieren. Ob uns das gelingt, müssen andere beurteilen.«

Denovali ist mittlerweile weit über den Geheimtipp hinaus, sondern ein Plattenlabel für Liebhaber von wunderschöner Musik geworden. Das war ein Weg aus viel Arbeit und Zufällen, aus dem versuchten Umsetzen von Ansprüchen und den eigenen Fehlern. »Ich finde es nach wie vor gut, dass unser Label nicht mit dem Einsatz von viel Geld am Reißbrett entstanden ist und es sich aufgrund anderer Motive entwickelt hat«.

Denovali Swingfest: Aus Der Not eine Tugend gemacht
Dementsprechend schraubt sich das Label soweit es geht in den Hintergrund. Der Sound, die Künstler reichen als Ausdruck. Dazu gestalten Label und Künstler die Artworks ihrer Platten, dass es für viele Sammler ein absoluter Traum ist. »Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir mit dem digitalen Zeitalter nicht übermäßig viel anfangen können – beziehungsweise aus unserer Sicht die Menschen, die prinzipiell vorhandenen Potenziale falsch nutzen«, sagt Alterauge. »Auch als Musikhörer hatten für uns Artwork und Musik schon immer die gleiche Priorität und Wertigkeit.«

»Wir möchten mit dem, was wir machen, versuchen, uns von der heute primär vorherrschenden inhaltsleeren Unterhaltung zu distanzieren.«

Timo Alterauge
Das Label veranstaltet seit einiger Zeit das Denovali Swingfest, das aus einem ziemlich simplen Grund existiert: »Eigentlich nur deshalb, weil in den Anfangsjahren von Denovali kein anderes Festival unsere Künstler buchen wollte. Und auch heute ist es zumeist noch so, dass wir Schwierigkeiten haben, die nicht so bekannten oder eher sperrigen Künstler anderweitig unterzubringen.« Dieses Jahr spielen die Bands neben Künstlern wie A Silver Mt. Zion, Ben Frost und Bohren & Der Club Of Gore in Essen, nächstes Jahr findet das Festival in Berlin und London statt.

Oberstes Ziel: Subversiv bleiben
Gerade weil Denovali offenbar nie Kompromisse eingeht, sondern dem eigenen Instinkt verfolgt, geht das Label seinen Weg und scheint wie kaum eine andere Institution einen Plan zu haben, wo sie hinmöchten. Keine Schnelllebigkeit, sondern der Blick auf die Kunst. Darauf, etwas auszudrücken, etwas zu sein. »Hinsichtlich monetärer Faktoren wäre es sicherlich wesentlich einfacher geworden, wenn wir uns auf ein Genre limitiert hätten oder zugänglichere Musik veröffentlichen würden«, sagt Timo Alterauge. »Allerdings war uns schon immer bewusst, dass wir als 70-Jährige (wenn wir denn so lange durchhalten) vielleicht doch lieber feststellen möchten, dass wir ein paar hundert Platten veröffentlicht haben, die für bestimmte Menschen eine längerfristige Relevanz haben, anstatt mit einem gefüllten Konto ins Grab zu gehen. Über Beschränkungen haben wir nie nachgedacht – Zweifel haben wir stetig.«

Die Essenz des Labels fühlt sich nach Zeitlosigkeit, nach etwas Großem an. Nach einer Sache, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Vielleicht würde irgendein Kulturredakteur auf die Idee kommen, was vom ganz großen Kopfkino zu schreiben. Doch der Sound der Platten von Denovali geht darüber hinaus. Weit hinaus. »Ich habe in einigen Rezensionen gelesen, dass man bei unsere Veröffentlichungen eigentlich nie weiß, was einen erwartet«, so Alterauge. »Das finde ich gut und wichtig – subversiv bleiben.«