Egyptian Lover & Arabian Prince – Live am 21.9. im Bi Nuu in Berlin

24.09.2013
Egyptian Lover und Arabian Prince haben in den 1980er Jahre dem Electro funk den Weg bereitet. Für ein Konzert am Wochenende in Berlin wurden sie aus der Versenkung geholt und ließen auch prompt jeglichen Innovationsgeist vermissen.

Der mit der Einführung von CD-Brennern und Download-Plattformen besiegelte Untergang der Musikindustrie hat bekanntlich viele bizarre Folgen nach sich gezogen. Eine davon ist, dass längst in der Versenkung verschwundene Musiker nach Jahren der Release- und Konzert-Abstinenz wieder auftauchen – meistens weniger, um dem eigenen kreativen Trieb gerecht zu werden und stattdessen, um die eigenen Finanzen in trockene Tücher zu bringen. Das kann auch mal gelingen, doch gerade im Hip Hop scheint das immer seltener zu funktionieren. Man erinnere sich an den katastrophalen Berlin-Auftritt von Afrika Bambaataa bei dem zahlreiche Fans ihr Geld zurückverlangten als sie merkten, dass seine Performance nicht über das Auflegen von Mash-Ups mit der Musikauswahl einer Abi-Party vor zehn Jahren hinausgehen würde. Ähnlich hätte das Publikum auch beim »Gig« der Electro-Vorreiter Egyptian Lover und Arabian Prince im Berliner Bi Nuu reagieren dürfen. Was diese beiden einst auszeichnete, war der Mut, zu neuen Ufern aufzubrechen und innovativ zu sein. Mit ihren Produktionen in den 1980er Jahren zeigten sie, dass man durchaus auch mal über Tellerränder schauen darf und z.B. die Roland TR-808 als Beatmaschine zur Hilfe nehmen konnte – die Einflüsse auf zeitgenössische Musiker sind bis heute hörbar (man höre nur Jimmy Edgars »Majenta«.) Zudem konnten sich Arabian Prince und Egyptian Lover einst sowohl textlich als auch optisch deutlich von anderen Künstlern ihres Genres abheben und lieferten so die Steilvorlage für den kontrovers diskutierten Pimp-Style der 1990er Jahre, mit Goldketten, Karren und Frauen sowie stark sexualisierten Lyrics. Wenn man also offensichtlich so bedeutend war in der Musikwelt und sich einen Ruf erarbeitet hat, der noch über Jahrzehnte die Herzen von Musikfans höher schlagen lässt, fragt man sich, warum sich heutzutage viele Künstler so aktiv an ihrer eigenen Selbstzerfleischung beteiligen. Das war es nämlich, was man am Samstagabend von den beiden zu sehen bekam: größtenteils Studentenfeten-Hits und Mash-Ups von Anfang der Nullerjahre, gemixt in einige B-Boy-Tracks und etwas Electronica der alten Schule vom Laptop gespielt, hier und da etwas Beatjuggling und wiederholte Rap-Einlagen unter Nennung des Sponsors des Abends. Nach einer guten halben Stunde war klar, was das Publikum die nächsten zwei Stunden erwarten durfte und man konnte die Hoffnung begraben, »Freak-A-Holic« oder den »Innovator« mitzusingen. Die einstigen Innovatoren gerierten sich hier als bloße Karikaturen ihrer selbst.