Guest Mix: Heap

09.03.2023
»Ohne Zwänge, Deadlines und Marketing« betreibt Heap die Labels Neubau und Wiener Brut. Der Produzent und DJ setzt dabei auf ungezwungene Qualität statt auf Personenkult. Nebenbei betreibt er einen YouTube-Kanal, der schon mal für Preisschwankungen im Plattengeschäft sorgt. Für uns hat Heap einen 60-minütigen Mix aufgenommen.

Florian Stöffelbauer nennt sich Heap und lebt in Wien. Er betreibt eine YouTube-Schatztruhe, zwei Labels und einen Verein für Kulturvermittlung. 2022 erschien auf Isla sein Debütalbum – eine Platte, für die sich der Groove der Gründerzeit in ein Gewand aus Dekoration hüllt. Konzerte führten ihn zuletzt nach Bristol, Amsterdam und Kaunas. Läuft also, könnte man meinen. Die lauten Töne überlässt der Labelchef von Neubau und Wiener Brut trotzdem der Clubanlage. »Ich will niemandem etwas aufdrängen«, sagt er. »Selbstbeweihräucherung beeinflusst die Meinungsbildung einer Community.« Im Vordergrund steht für Heap deshalb die Musik, nicht der »online vorherrschende Personenkult«.

Fanatischer Plattensammler

Auf Neubau – das Label hat Heap 2015 mit einem Freund gegründet und betreibt es inzwischen gemeinsam mit Florian Bocksrucker – sind bisher knapp 20 Platten erschienen. Es sind Tracks »zwischen Synthwave, Dub, Cosmic, Techno und Elektro«, wie die Journalistin Shilla Strelka schreibt. Neben der Veröffentlichung eigener EPs steht die Vernetzung mit anderen Künstlern im Fokus des Labels. Im vergangenen Jahr erschienen Platten von YNV und Grischerr. »Die Veröffentlichungen passieren einfach«, erzählt uns Heap, »ohne Zwänge, ohne Deadlines, ohne Marketing«. Diese Beiläufigkeit interessiere ihn. Sie lasse der Musik Zeit zu atmen. »Ohne Seele kommt auf Neubau kein Release heraus.«

Heap, der ein »fanatischen Plattensammler« sei, steht hinter einem weiteren Label: Wiener Brut. Darauf erscheint Musik aus einer Zeit, in der Marlboro und Maggi noch als Duo-Kombi auf den Wirtshaustischen standen. 2022 erschien mit »Die Minimalisten« ein ehemaliges Schulprojekt – Euro House aus den Achtzigern, den Heap als »österreichische Mashisa« bezeichnet hat. Mit dem Sublabel gehe es ihm um die Geschichten hinter vergessenen Projekten. Sie neu zu erzählen, sei der Antrieb für Wiener Brut. Außerdem lässt sich damit sein Digger-Interesse bündeln. Das zeigt er nicht nur im Mix, den er für uns aufgenommen hat, sondern auch auf YouTube: Dort ist Heap für archäologische Ausgrabungen wie diese verantwortlich.