Hercules & Love Affair – Live am 28.2. im Kölner Bahnhof Ehrenfeld

02.03.2011
Foto:Moshi Moshi
Wann tanzten zuletzt an einen Montagabend – »the last day of the weekend« – derart viele Menschen zu pulsierender House-Musik?

Die Kritiken für das neue Album des House-Ensembles um Mastermind Andrew Butler waren durchweg positiv. Das rundum erneuerte Quintett präsentiert sich auf dem neuen Album Blue Songs im neuen Gewand, mit abgeänderten Sound, Verzicht auf mythologischen Pathos und My House – einem legitimen Nachfolger zum Konsenshit Blind auf dem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahre 2008. Nun galt es den Kritikern und Fans abermals zu beweisen, dass der Umbruch auch auf der Bühne Früchte tragen würde – und der Totalumbau die Liveshow nicht vor Probleme stellte.
Vorneweg: Es sollte mühelos gelingen. Gut 400 Personen waren in den ausverkauften Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld gekommen und erlebten die Probe aufs Exempel. Ein gut gelaunter Andy Butler betrat die Bühne als erster und sorgte mit quakenden Lauten für kurze Irritationen. Seiner Aufforderung an den charismatischen Neu-Sänger Shaun Wright, den »Duck Dance« aufzuführen, folgte dieser umgehend mit einem sexualisierten Balztanz und sorgte für schmunzelige Lacher und erheiterte die Stimmung in Windeseile. Fortan folgte ein begeisterndes Set eines Querschnitts ihrer beiden Alben, das sich durchgehend an den Housegrooves orientierte und auf jegliche Variationen im Tempo verzichtete – und dennoch nichts vermissen ließ. Im Stile zweier Disco-Diven einer frühen New-Yorker-House-Ära Anfang der 1990er Jahre nahmen Shaun Wright und die transsexuelle Aerea Negrot die Bühne ein, tanzten exzentrisch ungeniert, entzückten mit blendendem Deutsch das Publikum und stellten selbst den theatralischen Bandleader im Hintergrund gekonnt in den Schatten. Kim Ann Foxmann, immerhin ständiges Bandmitglied der Band, konnte da einem schon fast leid tun, wirkte sie im Kanon ihrer beiden expressiven Bandkollegen ein wenig deplatziert. Nach ihrer formidablen Part bei I Can’t Wait war aber auch das vergessen und spätestens im Zuge von My House und Blind, die als Hit-Medley den gesamten Saal zum Mitsingen und Mittanzen erbebten, war die Stimmung auf dem Siedepunkt. An einem Montagabend – für manche eben der »last day of the weekend« – tanzten in letzter Zeit selten derart viele Kölner, kreuz und queer, gemeinsam zu pulsierender House Musik.