Larry Clark – Fotoausstellung in der Gallery c|o Berlin

15.06.2012
Foto:Larry Clark
Die Larry-Clark-Ausstellung im C/O zeigt den großen amerikanischen Fotografen als Aufklärer des Dokumentarischen und als Blaupause für die Skater- und Hip Hop-Ästhetik in seiner ganzen Radikalität.
Immer wieder wird Larry Clarks Methode, der seit den 1960er Jahren und spätestens mit seinem filmischen Schaffen in den Neunzigern (»Kids«, »Ken Park«) zu einem der einflussreichsten amerikanischen Fotografen der Nachkriegsgeschichte aufstieg, als radikal-realistisch bezeichnet. Auch das C|O Berlin, das noch bis zum 12.8. zum ersten Mal in Deutschland eine umfassende monografische Ausstellung des Künstlers zeigt, bemüht diesen Begriff gleich zu Beginn der Ausstellung. Dabei könnte kaum eine Begrifflichkeit irreführender sein, zeigen Clarks Fotografien vor allem auf, dass das objektive Dokumentarische (von welchem sich ein der Begriff des radikal-realisitschen abheben möchte) an sich schon eine Farce ist, da man nur das dokumentieren kann, in das man auch eingedrungen ist. So in etwa könnte die mediale Botschaft von Clarks Arbeiten lauten. Neben der Serie »Teenage Lust« aus den 1960ern Jahren, die enthemmte Sexualität und jugendliche Schönheit im Drogenmilieu, dessen Teil Clark selbst gewesen ist, zeigt, konzentriert sich die Ausstellung auch auf die seriellen Arbeiten zur Skater-Szene in Los Angeles und zeigt hier auch die weniger bekannten Collagen des Künstlers.

Diese Betonung der Körperlichkeit kommt auch daher zu Stande, da Clark versucht hat, seine eigene von Drogen, überbordener Sexualität und Gewalt geprägte Jugend noch einmal zu erleben.

Insbesondere die Serie »Teenage Lust« zeigt wie stark inszeniert Clark’s Ansatz ist und wie wenig wir es hier mit dem Versuch der Darstellung von Realität zu tun haben. Seine Fotografien transportieren, die ansonsten nur der Szene bekannten Bilder und Praktiken nach außen, wo diese zu Symbolen und Kodierungen werden, die wiederum eben diese Szene und ihre Abgrenzung definieren und vielleicht überhaupt erst konstruieren. Damit liefert Clark eine Blaupause für die Hip Hop- und Skater-Ästhetik oder viel mehr jegliche körperbetonte Subkultur. Denn Clarks Protagonisten erklären ihren Körper, diesen letzten Rückzugsort, als ihr Terrain, mit dem eine fortwährende und ausdrücklich auch gewaltätig-aggressive Entgrenzung stattfindet, obgleich diese nur in temporären Entladungen mündet, eine Überwindung des eigenen Kosmos hingegen niemals stattfindet. Diese Betonung der Körperlichkeit kommt auch daher zu Stande, da Clark keineswegs dokumentarisch vorgegangen ist, sondern vor allem in der »Teenage Lust«-Serie versucht hat, seine eigene von Drogen, überbordener Sexualität und Gewalt geprägte Jugend noch einmal zu erleben. Er sucht in seinen Protagonisten sich selbst: Wenn er die korpoliserenden Paare und ergierenden Penisse mit einer gewissen Überheblichkeit portraitiert, sucht er vor allem das Selbstportrait aus vergangenen Tagen, als er noch nicht die Kamera hatte, um diese Momente festzuhalten – eine Art tiefenpsychologische Analyse.

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