People Under The Stairs – Kein Weg zu weit für eine gute Platte

22.12.2006
Gerade aus dem Bus gefallen, konnte man von einer gewissen Grundmüdigkeit sprechen, die beide an den Tag legten. Trotzdem kämpften sie sich tapfer durch unsere Fragen und belohnten uns später noch mit einer Hüttenabbrennenden-Show.

Wie seid ihr beide in Berührung mit Vinyl gekommen?
THES: Wir hatten viele Platten um uns als wir aufgewachsen sind. Double K‘s älterer Bruder war DJ und meine Eltern hatten auch eine kleine Sammlung. Im Grunde genommen haben wir unsere Kindheit von Musik umgeben verbracht. Ich kann mich noch an das erste Mal erinnern, als ich gemerkt hab, wie man Hiphop-Musik macht. Mein Vater hatte eine Single von »I will take you there« von den Staple Singers und ich hörte sie und dachte: »Hey, das ist doch der Big Daddy Kane Song!«. Dann verstand ich, wie Hiphop gemacht wird und dass das mein Lebensinhalt werden soll.

Also war es Liebe auf den ersten Blick?
THES: Ziemlich. Ich fing an mit minimalem Equipment: Kassetten, einem Gemini Sampler, den ich an einen Mixer angeschlossen hatte, einen 4-Track Recorder und eine alten 286 IBM, von dem ich ein Programm zum Loopen von Samples umprogrammiert hab. Double K machte zu dem Zeitpunkt das Gleiche.

Wie habt ihr eure Platten finanziert?
THES: Ich hatte viele Jobs, aber meine erster »smarter« Job war der in einem Plattenladen. Da ich sowieso all mein Geld für Platten ausgab, dachte ich mir, wäre es vernünftig, in einem Plattenladen zu arbeiten. Also fing ich 95 bei Rhino Records an. Ich sollte zuerst an der Kasse stehen. Rhino war ein recht großer Laden und sie hatten alle diese gebrauchten Platten. Also fragte ich den Chef, ob ich nicht alle diese Platten alphabetisieren könnte. Das wurde dann zu meiner täglichen Beschäftigung. In meinen Pausen hörte ich mir dann die meisten Sachen an.

Wie weit geht ihr, um Platten zu finden?
THES: Ich bin schon nach Indien, Peru, Italien und Mexiko-City gefahren um nach Platten zu suchen. Ich bin auch viel durch die USA gereist. Auf der Suche nach Vinyl gehe ich eigentlich ständig auf solche Trips.

Ist das Sammeln etwas, was euer ganzes Leben betrifft oder ist es eine »Begleiterscheinung« vom Musikmachen?
THES: Ich habe angefangen, andere Dinge zu sammeln, weil es immer schwieriger wurde, an Platten zu kommen. Wenn du etwas sammelst und du findest etwas, was in deine Sammlung passt, ist es wie ein »high«. Ich habe dieses »high« vom Plattensammeln nicht mehr so bekommen wie früher, also fing ich an, alte Spielautomaten zu sammeln. Das machte sehr viel Spaß. Ich ging durch die Stadt und suchte nach Läden, in denen diese Dinger herumstanden. Ich fragte dann den Besitzer, ob ich ihm den Automaten für 100$ abkaufen könnte. Oft waren die Leute aber froh, dass sie die Dinger los waren und ich hab sie für umsonst gekriegt. Das war ein gutes Gefühl!

Hast du sie auch selber repariert?
THES: Ja. Im Moment bin ich jedoch wieder zu den Platten zurückgekehrt. Mir ist bewusst geworden, dass ich härter arbeiten muss. Wenn ich zum Beispiel nach einer Platte aus Ohio suche, muss ich dorthin fliegen und anfangen, die Flohmärkte abzuklappern.

Nehmt ihr euch auf eurer Tour extra Zeit, um Plattenläden zu besuchen?
THES: Normalerweise schon. Vor der Deutschlandtour waren wir für ungefähr 2 Tage in Japan.

Nehmt ihr euch morgen auch Zeit für Berlin?
THES: Wir sind noch sehr müde von dem Japantrip, also eher nicht. Ich habe mir gesagt, dass ich in Europa kein Geld mehr für Platten ausgeben werde, da ich so viel in Japan gelassen hab. Dazu kommt, dass wir gar nicht mehr Platten tragen können, als wir im Moment mithaben.

Wie kriegt ihr die Platten zurück in die Staaten?
THES: Ich habe Leute, die sie uns mit nach Hause bringen. Double K hat ungefähr 150 Platten gerade dabei.
DOULBE K: Ich vertrau keinem, speziell wenn es um die Post geht. Zudem wurde mir vor kurzem eine Tasche mit Platten aus dem Tourbus geklaut. Danach hab ich mich tierisch geärgert und jetzt nehme ich die Sachen immer mit.

Habt ihr eine spezielle herangehensweise ans Plattenkaufen? Geht ihr nach dem Cover, Labels…?
THES: Wenn du so lange dabei bist, wie wir, dann kannst du schon von weitem erkennen, ob eine Platte gut ist oder nicht.

Hört ihr euch die Platten immer an bevor ihr sie kauft?
THES: Wenn möglich. Ich habe einen tragbaren Plattenspieler und der hat mir über die Jahre schon tausende Dollar gespart.

Habt ihr darüber nachgedacht, einen eigenen Laden aufzumachen?
DOUBLE K: Ich habe schon dran gedacht, aber für mich liegt das so weit in der Zukunft. Wer weiß, was in 10 Jahren ist?
THES: Einen Plattenladen in Los Angeles zu besitzen ist schwer, denn man kann nicht genug gute Platten rankriegen, um den Leuten einen Grund zu geben, zu deinem Laden zu kommen und die Platten nicht über das Internet zu kaufen. Ich wüßte nicht, wo all die guten Platten herkommen sollten.

Was ist der Unterschied zwischen den USA und Europa? Ihr hattet ja eure ersten größeren Erfolge in Großbritannien.
THES: Die Leute hier sind glücklicher damit, Hiphop einfach nur zu mögen. So wie wir Hiphop einfach nur gemocht haben und nicht jeder versucht hat, diese Gruppe oder jener Produzent zu sein oder einen auf harten Gangsterrapper zu machen.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr von den Medien stereotypisiert werdet?
THES: Ich denke, es geriet außer Kontrolle im letzten Jahr bis zu dem Punkt, wo es uns in der Art, wie wir Musik machen und wie wir an Interviews herangehen, beeinflusst. Oft hören wir so etwas wie: »Ihr seid also die Oldschool-Bling-Era-Sounding-like-Jurassic5 and Ugly Duckling-Guys«. Bei so etwas fragen wir uns, was zum Teufel die Leute eigentlich damit meinen.