Sepalcure – »Ursprünglich ein Spaß-Ding«

28.11.2011
Foto:Hotflush Recordings
In diesem Jahr hatten sie bereits beide mit ihren Soloprojekten Machine Drum und Braille von sich Reden gemacht. Nun haben sie sich wieder zusammengetan und veröffentlichen in diesen Tagen bei Hotflush ihr Debütalbum als Sepalcure.

Sepalcure sind in diesem Jahr überall, wohin man auch schaut. Das aus Travis Stewart (aka Machine Drum) und Praveen Sharma (aka Braille) bestehende Duo sorgte in diesem Jahr durch seine Solo-Veröffentlichungen bereits für mächtig Furore. Doch nun ist es für die langjährigen Freunde an der Zeit, ihre Kräfte zu bündeln, was kein leichtes Unterfangen war, da die beiden in einer Art »Fernbeziehung« stecken: Während Stewart gerade den Mietvertrag für sein Appartement in Berlin-Neukölln unterschrieben hat, ist Sharma auf der anderen Seite des großen Teichs in New York beheimatet. Die beiden sehen sich nur selten und die Zeit ist grundsätzlich knapp. Sie nahmen sich dennoch etwas von diesem raren Gut, um uns davon zu berichten wie die Aufnahmen zu ihrem Debüt funktionierten.

Wie läuft denn nun eure Zusammenarbeit ab?
Praveen Sharma: Als wir beide noch in New York gelebt haben, war es auch schon schwierig, Zeit zu finden, damit wir mal zusammenarbeiten konnten. Unsere Zeitpläne sind leider komplett verschieden: Während ich v.a. am Wochenende Zeit hatte, war Travis an Wochenenden meistens unterwegs, um Gigs zu spielen. Das wird auch einer der Gründe sein, weshalb wir unser Album in nur zwei Wochen eingespielt haben. Wir wollten uns nicht gegenseitig Track-Spuren per E-Mail zuschicken und alles musste in der kurzen Zeit eingespielt werden. Wann immer also Travis in der Stadt ist, machen wir Musik. Wir sind sehr froh darüber, dass zwischen uns die Chemie immer sofort stimmt. So konnten wir alles auch ziemlich schnell und gut aufnehmen.

Hat euch der selbstauferlegte Zeitmangel eher gehemmt oder beflügelt?
Praveen Sharma: Als feststand, dass wir dieses Album aufnehmen würden, haben wir uns schon etwas unter Druck gesetzt. Aber sobald wir im Studio waren und anfingen aufzunehmen, war alles wie weggeblasen. Wir waren einfach total aufgeregt…
Travis Stewart: …und glücklich, wieder gemeinsam im Studio zu sein. Aber für gewöhnlich versuchen wir sowieso alles, was wir tun, mit einer entspannten Herangehensweise anzugehen. Wir haben dieses Projekt ursprünglich als Spaß-Ding für uns gestartet, ohne Erwartungen. Eigentlich sind wir ja nicht einmal davon ausgegangen, das hier zu veröffentlichen. Also versuchen wir einfach weiterhin Spaß zu haben und erinnern uns regelmäßig daran, es auf diesem Level zu halten.

»Wir haben dieses Projekt ursprünglich als Spaß-Ding für uns gestartet, ohne Erwartungen. Eigentlich sind wir ja nicht einmal davon ausgegangen, das hier zu veröffentlichen.«

Travis Stewart
Also arbeitet ihr gar nicht in einer Art »Fernbeziehung« und schickt euch gegenseitig Spuren zu und all das?
Travis Stewart: Wir haben es versucht! So ist unsere zweite EP Fleur entstanden, auch weil es etwas zusätzlichen Druck gab: Die Zeit wurde immer knapper, die Deadline kam immer näher, so dass wir einfach dachten: †ºLos, lass uns einfach mit Tracks anfangen, diese abgleichen und am Ende bei einem letzten Treffen die Feinabstimmung regeln.†¹ Wir mögen die Tracks darauf wirklich sehr, die sind super, aber es ist einfach anders. Man hört ihnen sogar an, wie unterschiedlich sie zueinander sind. Ich glaube, das liegt auch an dieser Arbeitsweise.

Und wie läuft es ab, wenn ihr gemeinsam ins Studio geht?
Travis Stewart: Einer von uns setzt sich hinter den Rechner und kümmert sich um die Arrangements, während der andere sich an den Synthesizers verdingt oder mit der Drum Machine spielt. Dann kommt der eine mit einer Idee, z.B. Praveen sitzt am Keyboard und ich baue einen Beat, und dann sagt er »Okay, ich hab da was«, und ich nehme es auf und loope es und wir arbeiten daran. Und wenn ich dann müde davon werde, ständig auf den Bildschirm zu starren, tauschen wir einfach – es ist ein guter Arbeitsfluss. Wir haben auch keine Ahnung, wie es klingen soll, wenn wir anfangen. Wir haben keinen Plan, den wir uns auferlegen, wie die Musik klingen soll.

Aber ihr hängt nicht nur grundsätzlich hinter den Computern, sondern spielt auch richtig Instrumente…
Praveen Sharma: Ja, auf jeden Fall. Wir haben einen Rhodes und Gitarren, eine Menge Synthesizers, etwas Percussion. Wir spielen eine Menge davon auf dem Album und wechseln uns auch ab: Etwas Gitarre kommt mal von mir, dann von Travis, Rhodes kommt von mir, auch mal von Travis…
Travis Stewart: Wir vergessen ständig, wer wann welches Instrument spielt.

Ist eure Art Musik zu machen, wo auch sehr viel Kommunikation über das Internet gemacht wird, signifikant für das 21. Jahrhundert?
Praveen Sharma: Also, das ist unsere Art, Musik zu machen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Musik zu machen. Manche brauchen Wochen oder Monate, andere brauchen nur Tage oder Stunden. Ich finde nicht, dass die Art wie wir Musik machen, symptomatisch für die Generation ist, die in diesem Jahrhundert Musik macht. Wenn man allerdings das Internet-Argument anführt, muss man schon anerkennen, dass es eine Menge Kollaborationen gibt, die daraus hervorgehen. Das ist definitiv etwas, das gegenwärtig passiert. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass eine Menge Produzenten tatsächlich zu einem großen Teil über das Internet arbeitet – und sei es nur für die Kommunikation über einzelne Tracks – und dann trifft man sich erst zum gemeinsamen Gig.