Splash! Festival 2013 – Neues aus Ferropolis

16.07.2013
Foto:Tobias Hoffmann
»Und wo ist nun dieser HipHop? Was für ein lahmes Line-Up! Kommerzkommerzkommerz!«, haben sich im Vorfeld viele gefragt. Unser Autor findet den Reiz der 16. Auflage des Splash! in der Vielfalt.
Augen auf dem Arsch. Mit ein wenig Verspätung kletterte Iggy Azalea am Freitagabend auf die Aruba Stage. »Taste The Rainbow!«. Haare bis zum Hintern, den eine helle Hotpants bedeckt. Von dort blicken zwei verführerische Augen in die eskalierende Menge. Willkommen bei der 16. Auflage des Splash!. Ausverkauft. Logisch, bei dem Line-Up: Casper, Marteria, Genetikk. Hiob & Dilemma, The Underachievers, Tyler, The Creator. Startete der erste offizielle Tag des Festivals auf der Main Stage noch leicht schleppend bei Hitze und OK Kid, sind kaum ein paar Stunden vergangen, als ein Gewirr aus Stimmen, Jubel und guter Laune über die Stadt aus Eisen schwappt. »That’s the sound of Ferropolis«, wird Dendemann am Abend feststellen. »Ey, spielen nicht gerade Genetikk«, werden ein paar Halbstarke bei Dendes Auftritt fragen und abziehen. Überhaupt Genetikk. Irgendwann machen sich Füchse auf den Weg und verteilen Pappmasken mit den Konterfeis des Duos. Keine halbe Stunde später rennt jeder zweite Besucher mit so einem Ding vor dem Gesicht rum. Move geglückt. Auf der kleinen Samoa Stage ist schon bei Lance Butters kein Vorwärtskommen drin, obwohl der Auftritt nicht so ganz mit dem Zeug aus dem Studio mithalten kann. Dafür sind Genetikk danach tatsächlich dieser Abriss, von dem im Nachgang alle reden werden. Muss man mal neidlos anerkennen. Allerdings hätten die Herren sicher auch die Main Stage locker gefüllt. ###CITI:»Der Reiz des Splash! lag in diesem Jahr eben in der Vielfalt – darin, dass ein Festival OK Kid und die Underachievers in ein Line-Up bekommt, ohne dabei an Authentizität zu verlieren.«:### Bei Oddisee ist am Abend dann herzlich wenig vor der Bühne los. Es sind schon so an die hundert Menschen da, aber kein Vergleich zu dem, was am Freitagabend an den anderen Bühnen abgeht. Selbst an manchem Fressstand war da mehr los – wobei, war ja auch Abendbrotzeit. Dabei lieferte Oddisee eine solide Show ab, während ein paar Meter weiter vor der Main Stage die Leute Dendemann abfeierten. Aber es scheint fast so, als ob das nur Vorspiel ist. Denn alles an diesem Nachmittag ist doch nur dazu da, um auf den Abend hinzuweisen – die vollen Ständen, an denen es Klamotten und Platten gibt, die ausgelassene Stimmung. Kurz nach zehn Uhr ist es dann so weit und die Geschichtsstunde beginnt auf der Main Stage. A Tribe Called Quest. Was ein Set. Was eine Atmosphäre. Die Sonne hatte sich gerade erst unter den Horizont geschoben. Menschen reißen die Arme in die Luft. Und selbst das deutet alles nur auf den krönenden Abschluss des ersten Abends hin, den Marteria lieferte. Da gibt es endgültig kein Halten mehr. »Und wo ist nun dieser HipHop? Was für ein lahmes Line-Up! Kommerzkommerzkommerz!« Der Reiz des Splash! lag in diesem Jahr eben in der Vielfalt – darin, dass ein Festival OK Kid und die Underachievers in ein Line-Up bekommt, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Das zieht längst nicht mehr das klassische Rap-Publikum, sondern auch viele andere Leute, die einfach Bock auf ein entspanntes Wochenende haben. Egal ob bei Boombox, beim Stöbern nach Vinyl oder vor den Bühnen. Die Vielfalt des Genres zeigt sich auch auf dem Splash!. Zum Glück. Denn genau dort lebt HipHop.