Welche Schallplatte hast du gehört, – als du 15 Jahre alt warst?

26.10.2017
In diesem Jahr ist hhv Records 15 Jahre alt geworden. Wow, interessantes Alter. Da fragt man sich natürlich: Wie war das, als man selbst 15 war? Welche Platten haben wir damals gehört? Wir haben die Frage an unsere Autoren weitergegeben.
Smoothe Da Hustler
Once Upon A Time In America
Profile • 1996 • ab 38.99€
Juni 1996, Schwabylon: der eine Girl Skateboards Fitted Cap auf seinen Quadratschädel quetschende F. Aigner sieht bei »Yo! MTV Raps« das Video zu »Broken Language« und hält Smoothe Da Hustler locker zwei Jahre lang für den GOAT.
September 1997, Schwabylon: F. Aigner setzt auf dem Dorfskateplatz »Once Upon A Time In America« als Black Flag-Alternative durch und zerstreitet sich mit mindestens drei Cargo-Hosen-Trägern, weil er nicht einen Song von NoFX, dafür aber »Hustlin’« auswendig kennt und beim rezitieren (leider) meist die Augen schließt.
Juli 1998, Schwabylon: Der übertalentierte lokale Courtking D. Harter feiert seinen 16. Geburtstag mit Dinkelacker und »Murdafest«. F. Aigner will auch kein Alman sein.Florian Aigner

Peter Gabriel
Ein Deutsches Album
Charisma • 1980 • ab 9.99€
Ein Freund meines großen Bruders war schuld. Der hat mir eine Kassette gemacht. Mit »Ein deutsches Album« von Peter Gabriel darauf. Bin seitdem die Zeilen »Krieg muss man schwänzen/Spiel ohne Grenzen« und »Du bist nicht wie wir« nicht mehr losgeworden. Gute Schule in Sachen Sprachwitz. Und Jerry Marottas beckenloses Schlagzeug ist auch ziemlich toll. Tim Caspar Boehme

David Bowie
David Live
RCA Victor • 1983 • ab 17.99€
Vorher war Deep Purple. »Wie sieht der denn aus?« Auf dem Cover ein schlimm ausgemergelter David Bowie mit Baggy Trousers und Schulterpolstern – so ganz geheuer war meinen Bremen-Norder Kumpels der Mann nicht. Dass es ausgerechnet »David Live« war – purer Zufall. Ein gutes Jahr brauchte dieses Album, welches Musikkritiker stets nur mit leicht mitleidigem Gesichtsausdruck erwähnen, bis auf meinen Plattenteller. Für mich ist es einfach die erste Bowie-Platte, die ich je gehört habe. Danach entdeckte ich Bowies »richtige« Platten. Und Iggy. Und Lou Reed und The Velvet Underground und alles, was danach kam. Vorher war nur Deep Purple. Andreas Brüning

Musikalischer Umbruch. Von Destiny’s Child ging es zu The Distillers. Die Punk-Phase war eingeläutet und damit meine Schmalspur-Rebellion in einer konservativen mittelgroßen Stadt, in der man als Teenie zwischen Jugendtreff und Kellerdisco wählen konnte. »Are you ready to be liberated?« singt Frontfrau Brody Dalle auf der Platte. Ihre Stimme kratzig und schreiend. Die Songs energetisch und wütend. Wie cool war bitte diese Frau? Von nun an wurden gebrannte CDs auf dem Schulhof gedealt, Skate-Punk und Hardcore standen bei mir hoch im Kurs. »Sing Sing Death House« hat sich lange als einer meiner Lieblingsalben gehalten, auch wenn sich mein Musikgeschmack später um 180° gedreht hat. Vor ein paar Jahren habe ich Brody Dalle für ein Interview getroffen und musste mich stark zusammenreißen, den 15-jährigen Fan in mir hinter meinem hochroten Kopf zu verbergen. Und wenn heute in meiner Playlist zwischen Footwork und UK Bass zufällig ein Distillers-Song auftaucht, reiße ich noch immer die Arme in Luft und gröle jedes einzelne Wort mit. Maike de Buhr

Jane's Addiction
Nothing's Shocking
Rhino • 1988 • ab 18.99€
Meistens kamen gerade die CDs, die ich auf keinen Fall meinen Eltern zeigen wollte, am besten bei meinen Kumpels an. Diese hier stieß weder hüben noch drüben auf Verständnis. Als ich meinen Teenie-Freunden das erste Mal »Jane Says« von Jane’s Addiction, meine neueste Entdeckung aus der VIVA Zwei 2rock-Rotation (RIP, du genial-dilletantische Brutstätte meiner musikalischen Sozialisation) zeigte, war die Antwort nur jede Menge homophobes Gebrabbel von Leute, die den Großteil ihrer Zeit damit verbrachten, Johnny Knoxville zur Zielscheibe ihrer libidinösen Verwirrungen zu machen. Über ein halbes Leben später kann ich nur sagen: Pech gehabt, in beiderlei Hinsicht. Der hier bleibt, für immer. Kristoffer Cornils

Limp Bizkit
Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water
Interscope • 2000 • ab 34.99€
Nicht sonderlich einfallsreich, doch »Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water« von Limp Bizkit war in ihrer Rohheit, gepaart mit gelassener Frechheit und Coolness klassisches 15’er Futter. Dummer Jungs- und Männerhumor, musikalische und geschmackliche Minder-Qualität – und heute den Generationen-Begriff ablehnend – machen es zwar heute schwer die Platte zu ertragen; doch damals war es der Soundtrack zur Pubertät. Und wie bescheuert diese Zeit doch ist, zeigt derzeit »Big Mouth« auf Netflix. Filed under: Rage, Sex and Booze. Lars Fleischmann

Deutsch Amerikanische Freundschaft
Alles Ist Gut
Virgin • 1985 • ab 5.99€
Deutsch Amerikanische FreundschaftAlles ist gut. Mit 15 war ich ein braves Mädchen. Dann kamen zwei merkwürdige Herren namens Görl und Gabi und stellten ein Perpetuum Mobile aus schwitzendem Eis hin, das nach allen Regeln der Herde nicht laufen durfte, es aber tat. Braves Mädchen und musikalischer Kanon gaben sich die Hand, bröselten weg, alles war falsch. Peter Gebert

Deutsch Amerikanische Freundschaft
Alles Ist Gut
Virgin • 1985 • ab 5.99€
Diese Liebe begann auf einem Dachboden Ende der Neunziger. Muttern, ich, ein Radio. Was » K.O.O.K.« wohl zu bedeuten habe, schloss sich meine Mutter dem rätselnden Moderator an. Tocotronics bereits viertes Album ist viel mehr die unvermeidliche Weiterentwicklung und keineswegs plötzlich auftretende radikale Zäsur. Gleichwohl polarisierend, viel diskutiert, von manch einem bis heute nicht verziehen. Mit »K.O.O.K.« leitet die Band die große Geste ein, beginnt im Bombast zu schwelgen, serviert Kitsch ohne Pein. Band und Platte irren weiter mit den Irrenden, den Suchenden, den Schmerzverzerrten, den Liebenden, den Hoffenden – und holt mich ab. Ab hier ohne Trainingsjacken und Parolen. Vor allem lehrt sie mich Sprache zu verstehen und gebrauchen – und hievt die Band aus dem SPEX-Relevanzkosmos heraus. Kevin Goonewardena

50 Cent
Get Rich Or Die Tryin'
Aftermath • 2003 • ab 47.99€
Sommer 2004: In einer Berliner Oberschule, die nach einem Marxisten benannt ist, nicken dreißig Sechstklässler zum dumpfen Beat von »In da Club«. Im Musikunterricht, nicht auf dem Schulhof. Einer von ihnen, glühender Fifty-Fan, rappt sich an der Tafel mehr schlecht als recht durch die Strophen, der Plan ist, dass wir anderen zum Chorus mit einsteigen. »You can find me in the club« kriegen wir noch hin, was »the X« ist, die der Rapper den Mamis anbietet, bleibt bis zum Schluss der Stunde unklar, ebenso, was eine »bottle full of bub« sein soll. Trotzdem leihe ich mir in der Pause »Get Rich Or Die Tryin’« – und übe zu Hause so lange, bis ich ebenso süffisant spitte wie Fifty… Ohne das Album wäre ich wohl nie auf Gangstarap und damit zu einem gesunden Maß an Selbstüberschätzung gekommen. Auf das ungesunde Maß an sexueller Verfügbarkeit und das fragliche Frauenbild hätte ich zwar gern verzichtet. Andererseits wäre dann auch die Flucht in den Conscious Rap ausgeblieben, genauso wie die heilsame Selbstreflektion und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Popkultur, Identität und Stereotypen. G-G-G-Gender Studieees! Anna Gyapjas

The Breeders
Last Splash
Plain • 2010 • ab 18.99€
Als ich 15 war, ist Kurt Cobain gestorben. Die teenage angst hat er gleich mit ins Grab genommen. Das war ein großes Glück für mich, denn ich konnte nun wieder relativ unbekümmert in die Zukunft schauen. Doch Fakt war auch, ich brauchte neue Rollenvorbilder, neue Götter. Ja, der Plural ist hier richtig, denn auf einer einzelnen Schulter wollte ich meine Hoffnungen nicht länger ruhen lassen. Ich hatte ja dazugelernt. Also sah ich fern. MTV. »120 Minutes«. Jede Woche neue Musik. Eine Manie, die sich bis heute erhalten hat. Jede Woche neue Bands. Hier war schnell klar, mich interessierten die Amerikaner mehr als die Briten. Die konnten einfach leichter, so mein Gefühl, über sich selbst lachen: Pavement, Dinosaur Jr, Halo Benders, Guided By Voices, Pixies. Die Pixies hatten sich 1993 bereits getrennt und eines der daraus entstandenen Projekte waren The Breeders. Wieso ich hier jetzt über »Last Splash« schreibe, weiß ich auch nicht so genau. Ich könnte natürlich schreiben, wie The Breeders meine Hörgewohnheiten bis heute bestimmt haben, dass ich durch sie gelernt habe, dass Bässe tief gestimmt sein müssen, dass das Trommeln auf dem Beckenständer super fancy klingt, und wie das meine Gehör für tolle Sounds schulte, dass die Stimme selbst ein so unglaublich starkes Instrument sein kann. Alles wahr. Aber quatsch. Es ist keine Platte, die mich besonders prägte. Ehrlich gesagt, gab es Jahre, in denen ich sie vollkommen vergessen hatte. Aber in dem Sommer, als ich gerade noch 15 war, da war »Cannonball« mein »Sabotage«. So lässig und clever. So kraftvoll und unmittelbar. Sebastian Hinz

Beastie Boys
Ill Communication
Capitol • 1994 • ab 33.99€
»Ill Communication« war nicht das erste Album der [Beastie Boys](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/1164/beastie-boys,) welches ich damals gehört habe. Aber es ist mit Sicherheit jenes, das am häufigsten rotierte. Mit ihrem Medley aus Hip-Hop, Jazz und Punk Rock sind die Jungs darauf so viel lockerer und lässiger unterwegs, als es die viel bemühten Äquivalente der deutschen HipHop-Szene wie Fanta 4 oder die Beginner je sein konnten. Und sie zeigten mir noch so viel mehr: Die Videos zu »Root Down« und »Sabotage« machten mich auf »Wild Style« (1983) und Spike Jonze aufmerksam. Auch jetzt klingt »Ill Communication« für mich immer noch so, als sei die Crew aus Brooklyn damit auf ihrem absoluten Höhepunkt angekommen. Rest in Peace, MCA! Henning Koch

Mit 13 Jahren hatte sich die schicksalhafte Frage, ob meine Jugend von Rock oder Hip-Hop bestimmt sein sollte, exemplarisch vor dem CD-Regal bei Müller entschieden. Die Wahl fiel auf Limp Bizkits »Chocolate Starfish and the Hot Dog Flavored Water« statt Eminems »Marshall Mathers LP« und somit auf Rock in Form seiner bis dato abstoßendsten Mutation, Nu Metal. Zwei Jahre später war ich dieses absurden Genres langsam überdrüssig, da liefen mir Blackmail auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft über den Weg. Dass vier eher unscheinbare Typen aus dem eher unscheinbaren Koblenz es mit »Friend Or Foe?« zu Viva-Dauerrotation und Erfolg in Japan brachten, imponierte mir damals und bestärkte mich darin, das mit dem Musikmachen weiter voranzutreiben. Zumindest noch die nächsten fünf Jahre lang.
Steffen Kolberg

Eminem
The Marshall Mathers LP
Interscope • 2000 • ab 38.99€
Alter, ich war 15, was soll ich sagen?! Ich war unglücklich verliebt, von allen unverstanden, unterbezahlt und unterernährt. »The Marshall Matters LP« von Eminem war der Hass und irgendjemand, eventuell auch sich selbst, zu töten, hatte damals top zu meinem state of mind gepasst. Heute ist es ein Leuchtturm in der Vergangenheit, der mir das Festland von damals anzeigt, das ich froh bin verlassen zu haben und auch nicht mehr ansteuern werde. Philipp Kunze

Die Platte, die mir spontan einfällt ist »Unter Tage« von RAG. Ein kalter Januarabend im Jahre 2000. Wir befinden uns in einem herunter gekommenen Jugendclub irgendwo im Nirgendwo von Sachsen-Anhalt. Die Wände sind betaggt. Es müffelt nach Schimmel. Eine Bong blubbert und es ziehen kalte graue Rauchschwaden durch den Raum. Auf dem Röhrenfernseher in der Ecke flimmert »Tony Hawk’s Skateboarding« auf der Playstation. Harte, puristische Hip Hop-Beats schallen aus den Lautsprechern des Kassettenrekorders. In monotonem Tonfall hört man einen jungen Mann vom Band dazu rappen: »Die Blüte meiner Jugend verglühte in einer Tüte.« Der bunte Haufen aus Skatern, Sprühern, Gabberkids und Provinzjuvenilen sitzt versammelt auf den versifften Sofas, nickt stoisch zum Beat und rappt die Texte mit. Wieder und wieder wird die Kassettenseite gedreht. Sie sollte fortan für Monate im Tapedeck verbleiben und unentwegt laufen. Ob die Halbstarken damals auch nur ansatzweise erahnten, welchem Deutschrap-Meilenstein sie hier lauschten? Benjamin Mächler

Björk
Homogenic
Polydor • 1997 • ab 22.99€
Ari Up war 15 als sie 1977 gemeinsam mit den Slits ihr legendäres Album »Cut« veröffentlichte. The Slits, Island Records, cozy mit den Sex Pistols und The Clash. Verdammt! Und wo war ich mit 15? Im umgebauten Partykeller eines Reihenhauses in Bonn-Kessenich, wo ich meine Stimmbänder zu jaulenden Coverversionen von Cat Power verdrosch. Zu anders, um Teil zu haben, zu schüchtern, um Punk zu werden, zu jung, um eine Revolution zu starten – 15 ist ein beschissen einsames Alter für einen weirdo.
Ich floh im Sommer für ein paar Monate zu meiner exzentrischen Patentante, die zusammen mit ihrem Mann – einem talentierten jedoch erfolglosen Schlagzeuger – am Stadtrand von Paris ihr Bohème-Exil fristete. Ich liebte dieses kleine Fenster Freiheit, und atmete all die geheimnisvollen Platten ein, die mir Jerzy täglich in den Discman warf. Diese Musik war mein Versprechen irgendwann aus der Tristesse ausbrechen zu können. Und das Versprechen erhielt einen ganz konkreten Namen: Björk.
»Homogenic« ist sicherlich nicht ihr bestes Album, aber mein erstes, und deswegen für mich auch das wichtigste. Ich hörte »Jogà« und heulte salzige Pfützen, hörte »Hunter« und bewarf all die bröselspermagrinsenden Lackaffen mit Bierflaschen, nur um mit »All Is Full Of Love« wieder Frieden mit ihnen zu schließen. Mich interessierte nicht, wie Björk medial wahrgenommen wurde: sie lehrte mich die Furchtlosigkeit der Unangepasstheit, bei gleichzeitiger unverfrorener Umarmung ihrer Weiblichkeit, radikaler als es je ein Riot Grrrl für mich verkörpern konnte. Für sie schlossen sich Sentimentalität und wild tobende Widerspenstigkeit nicht aus, Björk lebte und lebt immer noch das Kompromisslose, eine niemals endende Neugier. Ihre Kunst formte mich zur der Frau, die ich mich vorher nicht traute zu sein. Sie eröffnete mir ein Universum an Einflüssen und eine Einstellung, die mir bis heute als Spiegel dient. Und verlieh mir den schützenden Kokon, durch den ich mich mit 18 schließlich selbstbewusst durchbeißen konnte: »Excuse me, but I just have to explode this body off me. I’ll be brand new tomorrow.« Sonja Matuszczyk

Beastie Boys
Ill Communication
Capitol • 1994 • ab 33.99€
Die Beastie Boys haben den Skateplatz neben eh coolen Disziplinen wie Rap und Punk auch mit Lounge Jazz beschallt. Und Dorfkindern wie mir gezeigt, wie man stilvoll desinteressiert erscheint, obwohl es kaum größere Fanboys gibt. Die ikonische Achse aus »Sure Shot«, »Sabotage« und »Root Down« ist auch heute noch eine weihevolle Erfahrung, und anfangs übergangene Kleinode wie »Flute Loop« und »Do It« lassen inzwischen längst erkennen, dass »Ill Communication« die beste Beastie Boys LP ist. Also neben »Paul’s Boutique«. Aber das ist eh klar. Christian Neubert

Beastie Boys
Ill Communication
Capitol • 1994 • ab 33.99€
Gerade noch auf einem Herbert Grönemeyer Konzert geschunkelt und zwei Wochen später bei den Beastie Boys im Berliner Metropol aufs derbste gemosht. Wenige Tage später haben mir dann Body Count den Schädel endgültig zurechtgerückt. Danach lief lange Zeit und intensiv »Ill Communication« und eine nie endende Liebe begann. RIP MCA. Jens Pacholsky

Led Zeppelin
Physical Graffiti
Swan Song • • ab 26.99€
Diese Drums! Was John Bonham da spielt, ist nicht von dieser Welt. »Physical Graffiti« war der Höhepunkt des Led Zeppelin’schen Schaffens, 83 Minuten auf vier LP-Seiten, und keine zuviel. Während andere Rap oder Britpop hörten, hängte ich mir Jimmy-Page-Poster in meinem Zimmer auf und spielte Luft-Schlagzeug zu Bonhams unfassbaren Grooves. Wenn ich Energie brauchte, hörte ich »In My Time of Dying«, wenn ich traurig war »Ten Years Gone«, und zum Abhängen »Bron-Yr-Aur«. Es war auch eine meine ersten selbstgekauften LPs, wegen des raffiniert ausgestanzten Covers. Jan Paersch

Emmylou Harris
Last Date
Warner Bros. • 1982 • ab 16.99€
Ich kann nicht sagen, dass diese Platte, eine von den wenigen, die ich damals oft und innig hörte, mein Leben ruiniert hätte. Gerettet hat sie mich eigentlich auch nicht. Aber sie erschloss mir eine neue Welt: »Last Date«, das erste Live-Album von Emmylou Harris, 1982 erschienen und sogleich gekauft, machte mich damals mit Gram Parsons »Cosmic American Music« bekannt, von Harris eingebettet in ein Konzept ländlicher amerikanischer Musik, das deren Wurzeln ebenso kannte wie das vorausahnte, was wir heute Americana nennen. Auch wenn zwischendurch all dies für mich in den Hintergrund rückte: Emmylou Harris bin ich – zumindest halbwegs – treu geblieben. Andreas Schnell

Beastie Boys
Ill Communication
Capitol • 1994 • ab 33.99€
Streng genommen war ich beim Kauf noch 14, aber erst mit 15 hab’ ich sie so richtig rauf und runter gehört: »Ill Communication« von den Beastie Boys Vor allem die Vielschichtigkeit der Platte haute mich damals um und prägte meinen musikalischen Fokus. Klar waren da der Über-Song »Sabotage« und die Hip Hop-Singles wie »Sure Shot«, aber dazwischen eben Hardcore-Punk, funky Instrumentals und sogar tibetanische Mönchschöre – die Beastie Boys stellten schlichtweg den Crossover-Begriff, der damals vor allem mit Bands wie Rage Against The Machine in Zusammenhang gebracht wurde, komplett auf den Kopf. Martin Silbermann

213
The Hard Way
TVT • 2004 • ab 48.99€
Nicht nur, dass die Zusammenkunft als Dreigestirn aus Snoop Dogg, Nate Dogg und Warren G zum letzten Mal das Beste aus allen Beteiligten herauskitzelte, »The Hard Way« von 213 ließ pubertierende Ostwestfalen mit Krawatte und Hut die Mittelstufe besuchen, als Baggies und Iverson-Jerseys noch aktuell waren. Tim Tschentscher

The Cure
Disintegration
Universal • 2010 • ab 42.99€
Mit 15 hörte ich »Disintegration« von The Cure und »Violator« von Depeche Mode. Damals war man an meiner Mittelschule in den Suburbs von Bremen entweder Fan von The Cure oder Fan von Depeche Mode, Goth oder Popper. Es war 1990. Wir standen zwischen zwei Jahrzehnten. Wir waren der einzige Jahrgang, in dem niemand rauchte. Die Älteren verbrachten die Pausen in der Raucherecke, da sie vom auslaufenden Punk zehrten. Die Jüngeren trugen die Verzweiflung der Generation X in sich. Wir mieden die Tiefe. Wir gruselten uns, wenn Robert Smith im Video zu »Lullaby« von einem Monster gefressen wurde. Uns kräuselten sich die Nackenhaare, wenn wir auf Depeche Mode’s Live-Album »101« die Menschenmassen im Rose Bowl in Pasadena, Texas schreien hörten. Für mich standen beide Bands damals schon am Ende ihrer Karriere. Ich
Depeche Mode
Violator
Columbia • 1990 • ab 26.99€
war bereit für neue, tollere, wunderbarere Bands, für die turbulenten Neunziger. Alexis Waltz