Er hält das Glätteisen heiß und seine Frauen unter dem Mindestlohn: 100s hat einen neuen Song. Der Westcoast-MC versucht weiterhin Pimp-Rap ins neue Jahrtausend zu heben, dessen Wertesystem im offensichtlich völlig fremd ist. Politische Korrektheit suchen wir also überall nur nicht hier und lassen uns hier einfach unterhalten. 100s neue EP »IVRY« soll in naher Zukunft bei Fool‘s Gold Records erscheinen.
»Angie La La (Yoruba Soul Mix)« by Zara McFarlane feat. Leron Thomas
Von L.A. geht‘s nach London, von Rap zu Jazz, von 100s zu Zara McFarlane. Ein bisschen Pimp gibt es aber auch hier: Yoruba hat das Original ›aufgepimpt‹ (ein Wort, das ich nur um der Überleitung willen benutze) und den Trompeten und dem Klavier einen Beat unterlegt. Das originale Original von Norah Deans ist übrigens auch eine virtuelle Umdrehung wert.
»Girl« by Jaceo
taken from the EP »Dreamscape«, out on 100% pure
Es gab da eine Zeit, in der lief überall Tech-House. Als Club-Besucher musste ich deshalb die steifsten Bewegungen ansehen, die ich je gesehen habe. Und ich stand schon vor dem Buckingham Palace. Ist jetzt aber schon ein paar Jahre her (die erwähnten Parties und mein Buckingham-Palace-Besuch); da kann man mal für ein Wochenende den Tech-House wieder rausholen. Vor allem wenn es um Mädchen geht. In Jaceos »Girl« geht‘s um (ein) Mädchen und ich stelle doch fest, dass das der einzige Grund ist, warum sich dieser Song hier in der Auswahl befindet.
»Speck Of The Future« by Cuttooth
taken from the EP »Dream In Colour«, out on Plynt Records
Bessere Argumente fallen mir da zu Cuttooths »Speck Of The Future« ein. Neben der Tatsache, dass ich gerne an Speck denke und es schön finde, mir auszumalen, wie er wohl in der Zukunft aussieht, ist das ein richtiger guter Song. Mit dem Drum-Gerüst bleibt sich der Produzent aus dem nordenglischen Newcastle Upon Tyne treu: Es scheppert gut; das ist kantiger als die Bewegungen eines ungeübten Tech-House-Tänzers. Darüber legt sich das langgezogene Hauchen eines Mädchens (aber ich bin echt wegen des Specks hier!), eine noch längere Synth-Line und Glitzern und Bimmeln. Musik für die Eröffnungsszene einer Weltraum-Odyssee.
»Family Vacation« by Axel Boman
taken from the LP »Family Vacation«, out on Studio Barnhus
Find it at hhv.de:* 2LP »Fantastic Piano«. Eine waschechte Tautologie. Klavier ist immer fantastisch. Okay, hier ist es besonders fantastisch. Mit »raw and playful house music drenched in oceans of soul«_ beschreibt der Presstext die Musik von Axel Boman und das ist a) eine treffende Beschreibung und b) den Pathos-Bogen für die nächsten Tage überspannend. Also hier nur noch harte Fakten: Axel Boman hatte seinen Durchbruch 2010 mit der »Holy Love«-EP auf DJ Kozes Pampa Records. Sein neustes Album »Family Vacation« ist am 11. November bei Studio Barnhus erschienen.
»Handelzone« by Sylabil Spill«
Zu soft? Kein Problem: Sylabil Spill spuckt von tief unten aus der Kehle in den »ocean of soul«. »Handelzone« fühlt sich an wie damals, wenn man in der Fünf-Minuten-Pause Schabernack getrieben hat – man bekommt zwei Minuten Anschiss. Das ist radikale Nachdrücklichkeit auf einem Beat, der das Mastering wohl kurz grimmig angeguckt und ihm dann eine Schelle verpasst hat.