Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Young Thug, Nite Jewel, Babymetal et al..

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen.
»Dying Car Alarm Drops A Beat« by Fizz Zix
Ihr kennt ja das alte Sprichwort: Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach eine Zitronenbatterie draus. Dann bau sie in dein Auto ein, lass den Alarm bouncen und schieb ein paar 808s drunter. Das Ergebnis ist weder Limonade noch Obstsalat, Tastemakern kann das allerdings auch scheißegal sein. This lemon goes to 11 Mic drop, aber singt ja eh niemand drüber. KC

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»Digits (feat. Meek Mill)« by Young Thug
Dieser Young Thug geht grundsätzlich three hunnid Nullen mehr als Zitronen und 1 mehr als Mütter sowieso, mmmmhmmm. Genau dafür gibt es »Digits«, auf dem London On The Track wieder so eine schlingernde Synthline unter Thuggers Geldzählspielereien legt und der dann im Handumdrehen von basaler Notarsarbeit zu Liu Kang Metaphern und der wichtigen PSA wechselt, dass er NICHT in seinen Ferrari pupst, bevor Meek Mill spätestens dann sein Opferabo erneuert, wenn er in der zweiten Strophe mal wieder vergessen hat wie es gerade steht. FA

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»Beneath The Concrete« by LUH
from LUH’s debut LP »Spiritual Songs For Lovers To Sing«, out May 6th on Mute
Get it at hhv.de on LP

Ich bin in letzter Zeit in mehr musikrelevante Gespräche über den Situationismus reingeschliddert, als es mein rudimentäres Halbwissen um Die Gesellschaft des Spektakels erlauben sollte. Das eine zu Greil Marcus’ Lipstick Traces, das andere zu LUH. Wichtiger noch als die Frage, ob bei denen der Strand unter dem Pflaster geparkt wurde, ist für mich allerdings die aus Kill Your Darlings, dem einzigen Theaterstück, welches jemals etwas über mein Leben ausgesagt hat: »Warum bringt sich heutzutage niemand mehr aus Liebe um?« Die hier würden, nein, werden und reißen dabei den neoliberalen Zynismus unser Liebeslebensverdörrtheit mit ins Grab. Kamikaze ist ja, wie Selim Özdogan letztens feststellte, eine sterbende Kunstform. Love is dead, long live love, oder sowas. Wer nicht mitkommt: Der WU LYF-Dude versucht immer noch, seine Hals- und Herzbeschwerden mit den falschen Mitteln zu kurieren. KC

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»Codeine Eyes« by Dreamcrusher
from Dreamcrusher’s new tape »Quid Pro Quo«, out now via [Bandcamp](https://dreamcrusher.bandcamp.com/
)
Gar wenig bis gar keine Liebe liegt hingegen in den »Codeine Eyes« von Dreamcrusher. Stattdessen wird die auf und aus Scheiße gebaute Welt mit Merzbeats und Kickflips im Wald angegangen. Da sollten die bleichen Schwarzgewandträger des Techno-Adels wirklich ihre EBM-beleckten Peak-Time-Tools einpacken und mal Platz für das machen, was sie sich gerne in die Resident Advisor-Bio schreiben: Transgression auf dem Dancefloor. Das hier muss laut und verzweifelt, vielleicht findet sich dann auch die inbrünstig beschworene love in a hopeless place wer weiß. KC

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»Boo Hoo« by Nite Jewel
Techno-Adel? »Boo-Hoo«. Nite Jewel betitelt ihre Neue nach dem großen Bruder von »Mimimimi« und der leicht angegeilte Solange-Vibe steht ihr gut, auch weil die alte Italians Do It Better Bescheidenheit hier endlich mal mit dem Sinn fürs Große verhandelt wird, wie sich das dort bisher nur die Chromatics getraut hatten. Album im Juni über ihr eigenes Label Gloriette , ich hab’ Bock. FA

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»Gimme Chocolate!! (Live at Stephen Colbert)« by Babymetal
Mehrzweckhallen-Entertainment auch mal aufrichtig geil finden. So wie das hier: Schredder-Metal mit J-Rock-Pathos und Schokoladenforderungen. Kann sich niemand ausdenken, hat zum Glück auch niemand – es ist real. Ich schmeiße zig mal den kitsune und beuge meinen Nacken im Takt der Doublebass-Attacken vor so viel erhabener Notgivingafuckaboutism. BEE! BII! ME! TA! DESU! Daisuki da yo! KC

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»Pop Style (feat. The Throne)« by Drake
Weißt du, Kristoffer, wenn du dich endlich mal von Drizzy und dem Thron ordentlich durchnudeln lassen würdest, dann müsstest du auch nicht in Dragonball-Montur nach London fliegen um deinen Mehrzweckhallen-Crush zu interviewen, sondern könntest wie wir alle einfach seit zwei Tagen versuchen einen nicht toten Link für Drakes »Pop Style« zu finden und an der äußerst unlustigen Twitter-Debatte teilnehmen, ob zwei Zeilen schon als Vers durchgehen oder ob Shawn Carters Beitrag hierfür nur mit Tidal-Abo in voller Länge zu hören sein wird. Aber da war ja nochmal was wichtiges mit Japan diese Woche, ne? FA

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»The Yumato Spring« by Odeko
from Odeko’s debut EP »A History With Samus«, out April 29th on Gobstopper

Ach, du bist wieder bei Twitter unterwegs? »Du wirst Tweets von @bleeeeeep (ich glaub’ es hackt, als nächstes noch mein Studi-VZ Profil, oder was? FA) nicht länger in Deiner Timeline sehen Mehr erfahren Rückgängig machen« Ups. Jedenfalls: Wenn schon Japan mittlerweile die popkulturelle Zentren oder zumindest dauervirale Late Night Shows besetzt, können wir uns zugleich in die entgegengesetzte Richtung träumen. Exotismus-Exchange. Gespenstisch in jedem Fall, Gobstopper verkümmert zur digitalen Ghost Box unserer verstreamten Unzeit und ich zumindest habe damit nicht das geringste Problem und stattdessen Gefühle, die ich selbst dann nur schwerlich kategorisieren könnte, würde mich jemand mit vorgehaltenen nunchakusu dazu zwingen. KC

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»Nonlinear War« by Tzusing
from Cititrax’ new compilation »Tracks Vo. 2«, out now on Cititrax
Get it at hhv.de on 12inch

Nunchakus oder wat? Kann ich! Hab ich! Wobei Tzusings zweiter Techno-Stomper für den Minimal Wave Ableger Cititrax eher direkt full Todeskralle geht. Die spinnen, diese Chinesen <3 FA

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